Die beiden Belgierinnen Alison Van Uytvanck und Greet Minnen spielen in Wimbledon gemeinsam im Doppel. Sie sind das erste homosexuelle Paar, das in Wimbledon zusammen auf dem Platz steht. Tennis funktioniert anders als Fußball, so unsere Reporterin Anke van de Weyer.
Die beiden belgischen Tennis-Profis Alison Van Uytvanck und Greet Minnen sind seit drei Jahren ein Paar. Heute (5. Juli) treten sie gemeinsam in Wimbledon gegen das Team aus Taiwan an. In einem Interview mit dem Guardian forderten die beiden Tennis-Profis, dass mehr schwule und lesbische Profis über ihre Homosexualität reden sollen. Das würde vor allem männlichen Spielern helfen.
"Wir würden gerne mehr Leute sehen, die über ihre Homosexualität sprechen und sagen: Das ist Ok."
Bei den Frauen im Tennis gibt es bereits einige Sportlerinnen, die noch während ihrer aktiven Zeit ihr Coming-out hatten. Martina Navratilova zum Beispiel gehörte 1980 zu einer der ersten. Sie zählt bis heute zu den erfolgreichsten Tennisspielerinnen. Auch Billie Jean King und Amélie Mauresmo waren schon während ihrer Zeit als Tennis-Profis offen homosexuell.
Coming-out im Sport
Doch bei den Männern sieht es anders aus. "Bei den männlichen Profis im Tennissport gibt es seit dem zweiten Weltkrieg nur einen einzigen Mann, der offen homosexuell ist", sagt unsere Reporterin Anke van de Weyer. Es ist der US-Amerikaner Brian Vahaly. Er hatte 2017 sein Coming-out – zehn Jahre nach dem Ende seiner Tennis-Karriere. 2018 sagte er in einem Interview mit der britischen Tageszeitung The Telegraph, dass er während seiner Zeit als Profi andauernd von Homophobie im Tennis umgeben war.
Dass Homosexualität bei den Profi-Frauen offener gelebt wird, gilt auch für den Fußball. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Frankreich sind mindestens 20 offen lesbische Spielerinnen dabei. Zu ihnen zählen die US-Stürmerin Megan Rapinoe. Oder auch Samantha Kerr, die Kapitänin der Australierinnen, sowie Caroline Seger vom schwedischen Nationalteam. Bei den Männern hingegen gibt es kaum aktive Spieler, die offen homosexuell sind.
Im Männer-Fußball gibt es selten ein Coming-Out
Im Mai 2019 hatte der Australier Andrew "Andy" Brennan sein Coming-out: Er war damit der erste Fußball-Profi in Australien, der seine Homosexualität öffentlich machte. Der allererste aktive, offen schwule Fußballer überhaupt war der Engländer Justin Fashanu. 1990 hatte er sein Coming-out. Danach musste er üble Anfeindungen ertragen. 1998 nahm er sich das Leben: Ihm war fälschlicherweise Vergewaltigung vorgeworfen worden. In seinem Abschiedsbrief schrieb er: "Schwul und eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, ist hart."
Auch aktuell im deutschen Fußball scheint es weiterhin schwierig, wenn Profis ihr Coming-out haben. In der deutschen Bundesliga gibt es zurzeit keinen einzigen schwulen Spieler, der öffentlich über seine Homosexualität spricht, so Anke van de Weyer.
"In der deutschen Bundesliga gibt es aktuell keinen einzigen aktiven Spieler, der offen homo- oder bisexuell ist."
Die Deutsche Sporthochschule in Köln befragte für eine EU-weite Studie über 5.000 Menschen aus der LGBTQ-Community zu Homo- und Transphobie im Sport. Nicht alle der Befragten gehörten zum Profi-Sport.
Laut der Studie haben homosexuelle Frauen im Fußball eine größere Akzeptanz als homosexuelle Männer. Basketball wiederum ist noch homo- und transphober als Fußball. Weniger Homophobie gibt es beim Yoga. 90 Prozent der Befragten halten Homo- und Transphobie für ein "aktuelles Problem im Sport", so Anke van de Weyer. Ein Drittel der Befragten, die aktiv Sport machen, reden in ihrem sportlichen Umfeld nicht darüber, dass sie schwul, lesbisch, trans- oder intersexuell sind. Sie befürchten negative Folgen.