Recyceltes Papier ist umweltschonender als Holzpapier. Trotzdem liegt blütenweißes Papier noch immer im Trend. Für unsere Ökobilanz ein No-Go. Mittlerweile gibt es aber Alternativen auf dem Markt: Gras, Bambus, Stein und Hanf. Ökologisch retten können uns alternative Papiersorten bisher aber noch nicht.
Oldenburg hat es geschafft: auf dem Recyclingpapier-Siegertreppchen steht die Stadt ganz oben. Feierlich hat die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) Oldenburg zur "recyclingfreundlichsten Stadt Deutschlands" gekürt. Damit sei die Stadt ein Vorbild für ganz Deutschland, so die Ministerin.
Denn recyceltes Papier verbraucht 60 Prozent weniger Energie als frisches Holzpapier. Trotzdem wollen viele Deutsche noch immer nicht auf blütenweißes Papier verzichten. Doch es tut sich was. Es gibt mittlerweile Alternativen zum Holzpapier auf dem Markt: Gras, Bambus, Stein und Hanf. Aber sind die auch wirklich umweltfreundlich?
Holzpapier vs. Alternativpapier
Papierherstellung ohne einen Baum zu fällen – Graspapier macht das möglich. Der Heubauer erntet Gras, trocknet es in der Sonne und zermahlt es. Und dann geht es ab in die Papiermaschine. Dann funktioniert alles ähnlich wie bei herkömmlichen Papier aus Holz. "Am Ende riecht man das Gras sogar noch auf den Seiten", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Pascal Fischer.
Doch ein Problem gibt es: zu viel Gras macht das Papier schwach. Deshalb braucht Graspapier immer einen Holzanteil, erklärt Kay Hedrich von Metabooks aus Dresden. Der Verlag stellt Bücher aus Graspapier her.
"Das ist kein reines hundertprozentiges Graspapier, sondern noch ein Mix. Je nach Anwendung schwankt das zwischen 30 und 40 Prozent. Es gab auch schon Experimente mit 50 Prozent Grasanteil."
Ein weiteres Problem: Grasfasern sind mindestens doppel so teuer wie Altpapier-Recycling. Und das Mischpapier ist fast nicht recyclingfähig, im besten Fall kompostierbar. Graspapier schneidet bei der Ökobilanz also vergleichsweise schlecht ab.
Eine andere Alternative: Bambuspapier. Auf den ersten Blick eine ist das feine Sache. Denn Bambus wächst schneller als ein Baum, ist stabil, extrem leicht und strapazierfähig. Außerdem ist Bambuspapier gut recyclingfähig. Ein großes Aber gibt es aber auch hier: Bambus wächst in Asien. Und von dort muss er für die Produktion nach Europa geschafft werden. Weite Transportwege bedeuten viel CO2.
Auch bei Steinpapier sind Experten noch skeptisch. Jukka Valkama, Professor für Papiertechnik in Karlsruhe, kritisiert die Zusammensetzung des Papiers. Denn chemische Kunststoffe machen laut ihm dabei mindestens 20 Prozent aus.
"Der Rest ist dann irgendein chemischer Kunststoff. Das wird mit Plastik zusammengeklebt. Das hat mit Papier wenig zu tun. Das ist einfach nur in Kunststoff geklebter Stein, also Kreide."
Damit sei das Steinpapier aus Kreide öl- und wasserbeständig, aber eben nicht recyclebar. Am besten eignet sich laut Jukka Valkama Hanf als Alternative zum Holz. Denn die Hanffasern sind, ähnlich wie Bambus, sehr widerstandsfähig.
"Holzfasern sowie Hanffasern oder Bambusfasern kann man beliebig recyclen. Also wir haben jetzt Untersuchungen: Nach 25 Mal Recycling sind die Fasern fast genauso wie in der ersten Runde."
Einen Nachteil gibt es aber auch hier: Hanf wächst nicht zu allen Jahreszeiten und darf noch nicht großflächig angebaut werden.
Holzpapier (noch) am ökologischsten
Papier aus Holz schneidet bei unserem Test also doch ganz gut ab: Kurze Transportwege, Verfügbarkeit zu jeder Jahreszeit und eine Altpapierquote von 70 Prozent in Europa. Und auch für Jukka Valkama ist Holzpapier noch immer der „ökologische Königsweg.“
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