Manche Unternehmen, Verbände und Lobbyvereine versuchen Journalisten für ihre Zwecke zu gewinnen. Überall gibt es Regeln, die das verhindern sollen. Wie unabhängig ist der Journalismus wirklich?
Professionelle Journalisten haben im besten Fall gelernt Verlockungen zu widerstehen, auch wenn es um Geld oder Vergünstigungen geht. Für die Printmedien hat der Deutsche Presserat einen Kodex herausgegeben, nach dem sich alle Verlagshäuser richten sollten. Auch die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben Regelwerke, die festlegen, wie mit Vergünstigungen, Geschenken und anderen Angeboten umzugehen ist.
Karin Liesem von der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln schildert einen Fall ausführlich, bei dem die journalistische Distanz und Objektivität nicht gewahrt war. So hat der VW-Konzern 2009 gut 70 Journalisten aus aller Welt zu den Olympischen Spielen nach Peking eingeladen, 30 davon haben teilgenommen. Pro Person hat sich der Konzern das 25.000 Euro kosten lassen und hoffte auf konzernfreundliche Berichterstattung. Das Ergebnis war allerdings ein Desaster.
"Volkswagen war ein offizieller Sponsor der Olympischen Sommerspiele von Peking, und die Journalisten wurden gebraucht, um das gebührend zu würdigen."
Der Justiziar der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien, Roland Bornemann, sieht weder Journalisten noch öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten als absolut frei in ihren Handlungsspielräumen. So müssen die Sender regelmäßig einen offiziellen Bedarf anmelden und genau begründen, welche Summen sie exakt benötigen, um ihr Programm ausstrahlen zu können. Doch was ist, wenn sie weniger bekommen als für ihren Sendeauftrag nötig wäre?
"Selbst bei dem ausgeklügelten System zur Bedarfsermittlung werden Abhängigkeiten sichtbar, die zu einem Konflikt mit dem Informationsauftrag führen können."
Die Universität Passau hatte am 17. und 18. November 2016 zu einer Tagung eingeladen, die den Titel trug: "Wer bezahlt, bestellt - (Un)Abhängigkeiten der Medieninhalte von der Medienfinanzierung."