Stress an der Uni, Stress bei der Arbeit, Stress durch zu viel Bürokratie: Warum der Stress zugenommen hat und wie wir damit umgehen sollten, sagt uns der Philosoph Robert Pfaller.
Das Wort "Stress" stammt aus der Mechanik des 19. Jahrhunderts und bedeutet "Belastung". Wer also einen 50-Kilo-Sack auf einen Tisch stellte, konnte dadurch ermessen, welchem Stress der Tisch ausgesetzt war. Hielt er die Belastung aus?
Robert Pfaller, Philosoph und Professor für Kulturwissenschaft an der Universität Linz, skizziert in seinem Vortrag, dass Stress seit gut zwanzig Jahren mehr ist, als nur eine Belastung. Wie sonst ließe sich erklären, dass der eine unter Belastung völlig zusammenbricht, während der andere diese als Herausforderung annimmt und daran wächst? Als Philosoph schwört Pfaller dabei auf Epikur. Anders als heute seien die antiken Schulen der Philosophie ausschließlich darauf ausgerichtet gewesen, Belastendes vom Menschen fernzuhalten.
"Leer ist jenes Philosophen Rede, durch die kein Affekt des Menschen geheilt wird."
Bürokratie und Verwaltung: In der aktuellen Arbeitswelt seien diese beiden zu einem großen Teil für Stress verantwortlich. So müssten sich Studenten heute zu etwa 70 Prozent ihres Studiums mit Formalien befassen wie: Wann und in welcher Reihenfolge muss ich meine Prüfungen machen? Nur 30 Prozent blieben für die eigentliche Stoffaneignung übrig.
"Studierende schaden sich, wenn sie Bücher nicht ganz lesen. Sie sind gezwungen, die Skripts zu lesen, die ihnen ihre Lehrenden wohlmeinend zusammenstellen. Zehn Seiten Adorno, fünf Seiten Nietzsche, und irgendwie ergibt das angeblich Sinn."
Pfaller, der auf dem Medicinicum in Lech am Arlberg gesprochen hat, geht mit dem Universitätsbetrieb auch an anderen Stellen hart ins Gericht. Für Lehrende wie Studierende werde die Arbeit auf diese Weise diffus und teils irrsinnig. Das wiederum bilde eine Ursuppe für Stressfaktoren. Pfaller ruft zu individuellen Ritualen auf. Mit Kumpels mal ein Bierchen trinken oder einen Kaffee beispielsweise.
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