Hat Luther auf der Cloaca den Teufel ausgetrieben? Ist er dort zu seinen reformatorischen Erkenntnissen gelangt? Oder sollten wir das eher als Legende betrachten, überliefert von seinen Schülern, die metaphorische Überlegungen etwas konkreter machen wollten?
Solche Anekdoten sind schöne Geschichten, anschaulich und auch heute noch ein wenig skandalös. Nur ob’s stimmt, das weiß keiner. Martin Luther hat viel geschrieben, viel geredet und ist eine Person von weltgeschichtlicher Bedeutung. Perfekt also, um eine richtig schöne Biografie über den Mann zu schreiben. Warum das gar nicht so einfach ist, erzählt Volker Leppin.
"Diese Kunst hat mir der Heilige Geist auf dieser Cloaca auf dem Turm gegeben."
Es gibt zwar viele Quellen, zum Beispiel die Tischreden, die Luthers Schüler aufgeschrieben haben. Doch schon seine Schüler haben ihn zu Lebzeiten als großen Theologen und Reformator gesehen und ihre schriftlichen Erzählungen dementsprechend angepasst.
"Wahrscheinlich ist die Rede von einem Turmerlebnis, das Luther hatte, eine Folge einer Konkretisierung und Materialisierung, die schon die erste Schülergeneration vorgenommen hat."
Volker Leppin ist Theologe und Professor für Kirchengeschichte an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Sein Vortrag hat den Titel "Martin Luther oder: Wie schreibt man die Biografie eines Großen der Weltgeschichte?" Er hat diesen Vortrag am 27. Oktober 2016 an der Akademie der Wissenschaften in Hamburg gehalten.
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