Die Zahl der Selbstanzeigen steigt. Und Steuerfahnder sind längst nicht mehr nur den kleinen Fischen auf der Spur. Trotzdem bleibt die Versuchung groß bei der Steuer zu schummeln.
Schließlich geht ein nicht unerheblicher Teil unseres sauer verdienten Geldes an den Fiskus. Allerdings handelt es sich da bei den meisten Steuersündern um erheblich kleinere Summen als bei Wurstfabrikant und Bayern-Aufsichtsrat Uli Hoeneß.
Geldgeil
In allen Fällen allerdings stellt sich die Frage. Warum tun wir das? Warum gehen wir das Risiko einer Straftat ein, wenn wir genau wissen, dass uns das vielleicht am Ende in eine ganz schön unangenehme Lage bringt? Die Antwort klingt fast schon banal:
"Geld aktiviert das Belohnungssystem. In dem Augenblick, wo wir Geld in irgendeiner Form gewinnen, finden wir das gut."
Christian Elger ist Neurologe und arbeitet an der Uniklinik in Bonn. Er hat mit Hilfe der funktionalen Magnet-Resonanz-Tomografie untersucht, was der Gedanke an Geld in unserem Gehirn auslöst.
"Das Belohnungssystem überreguliert alle anderen Dinge. Es überreguliert auch viele Bedenken."
Dazu mussten Probanden fiktive Aktiengeschäfte tätigen. Bei einem Gewinn zeigt sich eine vermehrte Aktivität des Belohnungssystems. Geldverluste hingegen aktivieren Hirnregionen, die zum Beispiel auch auf Schmerzreize reagieren.
DRadio Wissen Reporterin Julia Möckl will wissen, warum Geld so einen großen Einfluss auf uns hat
Geld aktiviert das Belohnungssystem
Uli Hoeneß: Zocker und Steuersünder
Die neurologischen Vorgänge liefern zwar einen Erklärungsansatz für das Verhalten und die möglichen Motive von Uli Hoeneß. Doch all das ändert nichts an der Tatsache, dass Steuerhinterziehung eine Straftat ist, die in einem Rechtsstaat strafrechtliche Folgen hat. Und zwar ganz gleich, welchen sozialen oder monetären Status eine Person hat.
Im Visier der Steuerfahnder
Bevor allerdings eine strafrechtliche Verfolgung stattfinden kann, muss der Staat den Steuersündern erst einmal auf die Schliche kommen. Daran hat er ein enorm großes Interesse, denn es handelt sich um mehrere hundert Millionen Euro, die jährlich am Staat vorbei in dunklen Kanälen verschwinden. An dieser Stelle kommen die Steuerfahnder ins Spiel.
"Ich hab den Beruf als Steuerfahnder seinerzeit schon so gesehen, dass man sich lieber mit Großen anlegt, als kleine Leute zu verfolgen"
Frank Wehrheim, Ex-Steuerfahnder
Auch Steuerfahnder kosten den Staat natürlich Geld. Aber die Fahnder holen ein Vielfaches von dem wieder rein, was der Staat in ihre Ausbildung und Arbeitszeit investieren muss. Vor allem der - nicht unumstrittene - Ankauf von Daten-CDs hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass den Steuerfahndern viele ganz dicke Fische ins Netz gegangen sind. Der ehemalige Steuerfahnder Frank Wehrheim spricht von mehreren Hundert Millionen Euro, die allein durch die steigende Anzahl der Selbstanzeigen wieder zurück in die Staatskasse gewandert sind.
Justitia ist blind und richtet unabhängig von finanziellem und gesellschaftlichem Status - zumindest in einem Rechtsstaat.
Gerechtes Urteil?
Einer dieser dicken Fische, die den Steuerfahndern ins Netz gegangen sind, ist Bayern-Aufsichtsrat und Wurstfabrikant Uli Hoeneß. Und das jetzt gefällte Urteil zeigt: Der Rechtsstaat macht keinen Unterschied, ob ein prominenter Vertreter unserer Gesellschaft auf der Anklagebank sitzt oder Heinz und Lieschen Müller. Steuerhinterziehung ist eine Straftat und wird entsprechend geahndet. Im Fall Uli Hoeneß heißt das: dreieinhalb Jahre Haft - zumindest in erster Instanz, denn die Verteidigung hat bereits angekündigt, in Revision zu gehen.
Michael Watzke über die Urteilsbegründung im Fall Hoeneß
Dreieinhalb Jahre Haft
Diskussion um die Selbstanzeige
Auch die Staatsanwaltschaft behält sich vor, in Revision zu gehen. Denn nach wie vor wird darüber gestritten, welche Rolle die Selbstanzeige bei der Urteilsfindung spielen sollte. In der Urteilsbegründung wurde sie zwar als strafmildernd angeführt, allerdings waren die Unterlagen nicht vollständig. Laut Sebastian Korts, Fachanwalt für Steuerrecht, müssen bei der Selbstanzeige so viele Unterlagen eingereicht werden, dass ein Finanzbeamter daraus problemlos eine vollständige Steuererklärung ableiten kann.
Rette mich wer kann: Gern gesehener Gast in fremden Stadien ist Uli Hoeneß immer dann, wenn er sein Portemonnaie dabei hat. Am 12.07.2003 organisiert er ein Benefizspiel seiner Bayern gegen den FC St. Pauli - und hilft dem klammen Kiezklub damit wieder auf die Beine.
Es geht um die Wurst: Hoeneß' Talente gehen weit über den Fußball hinaus.1985 gründet er die heutige HoWe Wurstwaren in Nürnberg. Heute wird das Unternehmen von Hoeneß‘ Kindern geleitet. Die wichtigsten Abnehmer der Hoeneß-Würstchen: das Bierzelt von Feinkost Käfer auf dem Oktoberfest – aber auch Aldi und McDonald’s.
Seitenwechsel: Am 27. November 2009 gibt Uli Hoeneß sein Amt als Manager des FC Bayern München auf - und wird als Nachfolger von Franz Beckenbauer Präsident des Vereins. Zeit, ein wenig kürzer zu treten?
Schau'n mer mal: Lieber holt Uli Hoeneß mit Pep Guardiola den heißesten Trainer der Welt auf die Münchener Bank - und sticht damit Ölmilliardäre und Baulöwen aus England und Spanien aus.
Altersruhesitz? Am 20. März 2013 bekommt Hoeneß unangemeldeten Besuch in seinem Haus am Tegernsee. Die Staatsanwaltschaft durchsucht sein Anwesen. Der Verdacht: Steuerhinterziehung. Im April erfährt auch die Öffentlichkeit durch eine Vorabmeldung des Focus von den Ermittlungen.
Für Hoeneß folgt ein Jahr der Extreme: Sein Verein spielt alles in Grund und Boden. Gleichzeitig fragt sich die Republik: Warum nur, Uli? Am 10.03.2014 beginnt dann Hoeneß' Finale dahoam. Als Angeklagter betritt er den Gerichtssaal im Landgericht München II.
Schon zu Beginn des Prozesses sieht es nicht gut aus für Uli Hoeneß. Jeden Tag hört Richter Rupert Heindl von höheren Summen, die Hoeneß am Fiskus vorbeigeschleust haben soll. Mehr als 27 Millionen Euro kommen bis zum Ende des Prozesses zusammen.
So seh'n Rockstars aus: Uli Hoeneß und sein zeitweiliger Mitbewohner Paul Breitner pflegen in den Siebzigern ihre Matten - und prägen den Fußball des FC Bayern und der Nationalmannschaft.
So seh'n Loser aus: Im Finale der Europameisterschaft am 20.06.1976 in Belgrad gegen die CSSR hebt Uli Hoeneß im Elfmeterschießen den entscheidenden Ball hoch über das Tor des Kontrahenten. Die CSSR holt den Pokal, Uli Hoeneß bleibt nur das verschwitzte Trikot seines Gegenspielers.
Alte Matte, neuer Job: Im Frühjahr 1979 ist klar: Uli Hoeneß‘ Knie macht nicht mehr mit, er muss seine Karriere als Fußballer beenden. Eine Auszeit braucht er aber nicht. Mit 27 Jahren wird Hoeneß Manager des FC Bayern München. Und erweist sich als Naturtalent. Der FC Bayern holt im Jahr eins unter Hoeneß die Deutsche Meisterschaft – zum ersten Mal seit sechs Jahren – heute kaum mehr vorstellbar.
Der 17. Februar 1982: Uli Hoeneß und drei Freunde, darunter der ehemalige Skirennläufer Wolfgang Junginger, sind an Board einer Piper PA-34 Seneca auf dem Weg von München nach Hannover. Sie wollen sich ein Länderspiel gegen Portugal ansehen. Kurz nach 20 Uhr stürzt das Flugzeug im Heitlinger Moor ab. Rund eine Stunde später findet ein Förster den blutüberströmten Hoeneß, der orientierungslos durchs Moor kriecht. Er ist der einzige Überlebende.
Rette mich wer kann: Gern gesehener Gast in fremden Stadien ist Uli Hoeneß immer dann, wenn er sein Portemonnaie dabei hat. Am 12.07.2003 organisiert er ein Benefizspiel seiner Bayern gegen den FC St. Pauli - und hilft dem klammen Kiezklub damit wieder auf die Beine.
Es geht um die Wurst: Hoeneß' Talente gehen weit über den Fußball hinaus.1985 gründet er die heutige HoWe Wurstwaren in Nürnberg. Heute wird das Unternehmen von Hoeneß‘ Kindern geleitet. Die wichtigsten Abnehmer der Hoeneß-Würstchen: das Bierzelt von Feinkost Käfer auf dem Oktoberfest – aber auch Aldi und McDonald’s.
Seitenwechsel: Am 27. November 2009 gibt Uli Hoeneß sein Amt als Manager des FC Bayern München auf - und wird als Nachfolger von Franz Beckenbauer Präsident des Vereins. Zeit, ein wenig kürzer zu treten?
Schau'n mer mal: Lieber holt Uli Hoeneß mit Pep Guardiola den heißesten Trainer der Welt auf die Münchener Bank - und sticht damit Ölmilliardäre und Baulöwen aus England und Spanien aus.
Altersruhesitz? Am 20. März 2013 bekommt Hoeneß unangemeldeten Besuch in seinem Haus am Tegernsee. Die Staatsanwaltschaft durchsucht sein Anwesen. Der Verdacht: Steuerhinterziehung. Im April erfährt auch die Öffentlichkeit durch eine Vorabmeldung des Focus von den Ermittlungen.
Für Hoeneß folgt ein Jahr der Extreme: Sein Verein spielt alles in Grund und Boden. Gleichzeitig fragt sich die Republik: Warum nur, Uli? Am 10.03.2014 beginnt dann Hoeneß' Finale dahoam. Als Angeklagter betritt er den Gerichtssaal im Landgericht München II.
Schon zu Beginn des Prozesses sieht es nicht gut aus für Uli Hoeneß. Jeden Tag hört Richter Rupert Heindl von höheren Summen, die Hoeneß am Fiskus vorbeigeschleust haben soll. Mehr als 27 Millionen Euro kommen bis zum Ende des Prozesses zusammen.
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