Merve liebt es, mit ihren Händen zu gestalten. Zurzeit ist Töpfern ihre größte Leidenschaft. Aber wie finden wir ein Hobby, das uns erfüllt? Neues ausprobieren oder uns daran erinnern, was uns schon mal Spaß gemacht hat, empfiehlt ein Freizeitforscher.
Wakeboarden, Handlettering oder Improtheater – die Liste an Dingen, die wir zu unserem Hobby machen können, ist nahezu unendlich. Merve hat sich lange in das Thema Illustration reingefuchst und mit dem iPad Bilder erstellt. Sie wollte ihre Grafiken immer weiter perfektionieren. Dadurch hat sie aber langfristig ein bisschen den Spaß an ihrem Hobby verloren.
Hobbys – weniger Leistungsdruck, mehr Spaß
Denn gerade bei Handfertigkeiten, die wir in unserer Freizeit ausführen, sollte der Spaß im Vordergrund stehen und nicht die Leistung. Natürlich kann man einen gewissen Ehrgeiz entwickeln und gerät womöglich in einen Flow, der einen immer tiefer in das Thema einsteigen und viel herumtüfteln lässt. Doch wenn man zu perfektionistisch herangeht, kann der Spaß auch darunter leiden, weiß Merve.
"Etwas mit den Händen zu machen, hat so eine Kraft des Flows, also man versinkt total in dem, was man macht."
Merve ist Zahntechnikerin und hat im Job schon mit Keramik gearbeitet. Das brachte sie auf die Idee, es doch zu Hause mal mit Töpfern zu versuchen. Dabei hat sie das japanische Konzept des Wabi-Sabi entdeckt – eine Ästhetik, die die Schönheit der Imperfektion zelebriert. Wenn etwas nicht symmetrisch ist oder Macken hat, ist es gerade deswegen einzigartig und schön. Man darf dem Handgemachten ansehen, dass es ein Unikat ist!
Immer tiefer in eine Materie einsteigen
Je mehr Merve über die Handwerkskunst lernt, desto mehr möchte sie darüber wissen. Welche Arten von Glasuren gibt es? Oder wie kann man Temperaturen beim Brennen von Töpferarbeiten so variieren, dass das zu unterschiedlichen Ergebnissen führt? Um tiefer in diese Kunst eintauchen zu können, hat sich Merve bei ihrem Job den Freitag freigeschaufelt: Freitags ist nun ihr Töpfertag.
"Bei der Illustration hat es mir im Weg gestanden, dass ich gedacht habe, es muss richtig, richtig gut aussehen. Das hat mich blockiert."
Welches Hobby wir für uns bevorzugen, hängt auch immer noch etwas vom Geschlecht ab, sagt der Freizeit- und Zukunftsforscher Ulrich Reinhardt. Handwerkliche und wettkampfbasierte Tätigkeiten seien weiterhin männlich dominiert, aber dieser Unterschied nehme zunehmend ab. Von stereotypisch weiblichen und männlichen Hobbys kann man heute nicht mehr sprechen, so Reinhardt.
Hobbys sollten zweckfrei sein
Wichtig findet er, dass das Hobby zweckfrei ist. Viele von uns würden sich auch in ihrer Freizeit einem gewissen Optimierungszwang unterordnen: Sie machen sich selbst den Druck, immer besser zu werden und auch bei ihrem Hobby, das ihnen eigentlich vor allem Spaß machen soll, das beste rauszuholen. Dadurch nehmen wir uns mitunter auch in unserer Freizeit mehr vor, als gut für uns ist, sagt der Zukunftsforscher.
"Wer die Zeit und die Muße dafür hat, ein Hobby auszuüben, hat ein großes Privileg für sich gefunden."
Auf der Suche nach einem Hobby hilft es manchmal, sich zu überlegen, was man als Kind gerne gemacht hat, sagt Ulrich Reinhardt. Und es hilft, einfach mal den Mut zu haben, neue Dinge auszuprobieren.
Zusammen Neues ausprobieren klappt oft besser
Wer die Sorge hat, sich zu blamieren, kann ja auch einen Freund oder eine Freundin fragen, ob man eine neue Freizeitbeschäftigung zusammen testen möchte. Dann macht es zum einen oft noch mehr Spaß – und zum anderen kann man sich dann schön "gemeinsam blamieren", dann ist es halb so schlimm.
"Wer es schafft, sich einem Hobby zu widmen, hat ganz viel richtig gemacht – wenn er es zweckfrei ausübt."
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