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Am 8. November 1939 verübte der Schreiner Georg Elser ganz allein einen Anschlag auf Adolf Hitler. Er handelte aus ethischen Gründen. Doch im Nachkriegsdeutschland wurde er lange nicht als Widerstandskämpfer wahrgenommen. Ein Vortrag des Historikers Wolfgang Benz.

Vor 85 Jahren, am 8. November 1939, explodierte in München im Bürgerbräukeller eine Bombe. Sie galt Adolf Hitler, der dort eine Rede hielt.

Die Bombe ging um 21:20 Uhr in die Luft. Anders als geplant, hatte Adolf Hitler den Saal schon frühzeitig um 21:07 Uhr verlassen. Das Attentat war gescheitert.

"Die Nachkriegsgesellschaft war sich offensichtlich einig, Georg Elser zu verdrängen und zu vergessen. Denn er hatte früh die Einsicht, die viele hätten haben können."
Wolfgang Benz, Historiker

Verantwortlich für den Anschlag war ganz allein der Schreiner Georg Johann Elser aus Königsbronn in Württemberg. Er hatte niemand in seine Pläne eingeweiht und sie alleine ausgeführt.

Das Archivbild vom 10. November 1939 zeigt den zerstoerten Buergerbraeukeller in Muenchen, den Schauplatz eines gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler.
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Das Archivbild vom 10. November 1939 zeigt den zerstörten Bürgerbräukeller in München, den Schauplatz des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler.

Elser war gegen den Nationalsozialismus und wollte mit dem Tod Hitlers den kurz zuvor begonnen Krieg stoppen. Durch seine Tat zeigte er, wie viele sich hätten verhalten können, sagt der Historiker Wolfgang Benz.

Hitler hielt Georg Elser für ein Werkzeug ausländischer Mächte

Wolfgang Benz leitete bis 2010 das Zentrum für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. In seinem Vortrag erzählt er die Geschichte des Anschlags und wie sich danach Mythen und Legenden bildeten.

Elser wurde im KZ Dachau ermordet

Schon kurz nach dem Anschlag wurde Georg Elser gefasst. Doch Hitler wollte unter keinen Umständen glauben, dass er ein Alleintäter war. Hinter ihm mussten ausländische Mächte wirken.

"Elser handelte als schlichter Mann aus dem Volk, so wie die Mehrheit hätte handeln müssen und wie es eine kleine Elite um Graf Stauffenberg allzu spät versuchte."
Wolfgang Benz, Historiker

Georg Elser wurde erst in das Konzentrationslager Sachsenhausen und dann, gegen Ende des Krieges, in das Konzentrationlager Dachau gebracht. Dort wurde er erschossen.

Nach dem Krieg, erzählt Wolfgang Benz, ignorierten die Historiker Georg Elser 25 Jahre lang. In der "Regenbogenpresse" wurde die Legende verbreitet, Elser sei ein SS-Mann gewesen, das Attentat ein Scheinattentat. Zu beschämend, so Benz, sei es für viele gewesen, dass Elser gezeigt hat, dass Handeln gegen das NS-Regime möglich war und dass alle sich so hätten verhalten können und müssen.

Wolfgang Benz ist Historiker. Er war bis 2010 Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. Seinen Vortrag "Allein gegen Hitler. Leben und Tat des Johann Georg Elser" hielt er am 15. November 2023 in Frankfurt am Main im Rahmen der Frankfurter Bürger-Universität. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Fritz Bauer Institut.

Shownotes
Jahrestag
Hitlerattentat: "Georg Elser handelte, wie die Mehrheit hätte handeln müssen"
vom 07. November 2024
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Wolfgang Benz, Historiker, bis 2010 Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin