Am 31. März 1492 unterzeichnet das spanische Königspaar Isabella I. und Ferdinand II. das Alhambra-Edikt. Es ist das erste antijüdische staatliche Dokument Europas.
1492: Die Reconquista ist abgeschlossen. Spanische Truppen haben das letzte Gefecht gegen die Truppen des Herrschers über das Emirat von Granada, Boabdil, gewonnen und damit die Muslime von der iberischen Halbinsel verdrängt.
Doch dem spanischen Königspaar ging es nicht nur um die Verdrängung der Muslime, sondern um den Aufbau einer christlichen Herrschaft: Das Alhambra-Edikt verfügte die Vertreibung der spanischen Juden - bleiben durfte nur, wer sich zum Christentum bekehrte.
Die Bestimmungen des Edikts erinnern an die im September 1935 verkündeten Nürnberger Rassengesetze, die im nationalsozialistischen Deutschland Grundlage für Diskriminierung, Ausgrenzung und Vertreibung von Juden waren.
1968 wurde das Alhambra-Edikt unter dem Franco-Regime für unwirksam erklärt, aber erst am 500. Jahrestag der Verkündung durch König Juan Carlos am 1. April 1992 außer Kraft gesetzt. Seitdem können die Nachfahren der einst aus Spanien vertriebenen Juden spanische Staatsbürger werden, wenn sie nachweisen können, Mitglied einer jüdisch-sefardischen Gemeinde zu sein. In einigen Fällen legen die jüdischen Nachfahren ihre alten Hausschlüssel vor - sie wurden über Generationen weiter vererbt.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Historiker Walther L. Bernecker über den Inhalt und die Absichten des Alhambra-Edikts.
- Historiker Nikolas Jaspert erläutert die Bedeutung der Vertreibung der Juden für die spanische Geschichte.
- ARD-Korrespondent Marc Dugge schildert den Umgang der spanischen Öffentlichkeit mit dem Alhambra-Edikt.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld über die sieben Jahrhunderte dauernde Vertreibung der Muslime aus Spanien.