Was Fashion-Victims nicht alles für den nächsten Trend zurücklassen. Aber Geweihe? Hirsche haben vermutlich andere Gründe für den Abwurf des Gehörns. Es geht ums Überleben.
Es wird knifflig: Jedes Jahr zwischen Februar und April werfen viele Rothirsche ihr Geweih ab, so viel ist klar. Unsicher ist, warum sie es tun.
Die einfachste Theorie ist gleich die unwahrscheinlichste, sagt Tierexperte Mario Ludwig. Sie geht davon aus, dass das Geweih im heißen Sommer quasi als Kühlung dient. In den kälteren Monaten wird sie nicht benötigt. Nur warum wirft Hirsch-Mann nicht schon alles im Winter ab?
Undercover gegen Wölfe
Das bringt uns direkt zur plausibleren nächsten Hypothese: Um sich nach der körperlich anstrengenden Brunftzeit vor Angriffen beispielsweise durch Wölfe zu schützen, legen die Tiere das Geweih ab. Und können so quasi unerkannt im Rudel unter den Weibchen untertauchen, bis sie wieder fit sind.
"Mit dem Abwurf verliert der Hirsch oft nicht nur an Gewicht, sondern er verliert auch an Status."
"Übung macht den Meister" - darum geht es kurz gesagt bei der letzten Theorie. Demnach entledigen sich vor allem junge Männchen des Geweihs, weil sie noch nicht in der Lage sind, einen Kopfschmuck auszubilden, den sie ein Leben lang verwenden können.
"Sie haben eine ganze Zeit gewaltige Gleichgewichtsstörungen, weil sich die Halsmuskulatur erst auf die enorme Entlastung des Kopfes einstellen muss"
"So richtig plausibel ist keine der Theorien", sagt Mario Ludwig. Denn wozu das alles? Etwa 120 Tage dauert der Geweihaufbau, bis zu 15 Kilogramm Knochenmasse müssen neu gebildet werden. Und auch der Status im Rudel ist gefährdet. Platzhirsch wird nämlich in der Regel der mit dem größten Geweih.