Den Syrern geht es so schlecht wie nie, Hilfsgelder sind dringend nötig. Das Problem ist weiterhin: Das Regime verhindert, dass die Hilfe bei den Bedürftigsten ankommt.
Ab heute (29.03.) findet für mehrere Tage digital eine Geberkonferenz statt, bei der Finanzhilfen für Syrien und andere Länder beschlossen werden sollen, die Geflüchtete aus Syrien aufgenommen haben. Laut Einschätzung der Journalistin und Syrien-Expertin Kristin Helberg ist eine solche Konferenz so dringend wie nie, denn die Lage für die Menschen in Syrien ist immer schlimmer geworden:
- 90 Prozent der Syrer leben unterhalb der Armutsgrenze
- Lebensmittel sind drastisch teurer geworden
- Es gibt eine starke Inflation
- Im Nachbarland Libanon gibt es eine Wirtschaftskrise, die Syrien beeinflusst
- In der Region um Itlib leben Hunderttausende Menschen in Zelt-Lagern
"Den Syrern ging es in zehn Jahren noch nie so schlecht wie heute."
Wie viel Geld gebraucht wird, um die nötigste humanitäre Hilfe zu gewährleisten, ist noch nicht klar. Einige Hilfsorganisationen haben schon gerechnet: Unicef meldet für 2021 Bedarf an 1,4 Milliarden US-Dollar für die Versorgung von über acht Millionen Kindern in Syrien und Nachbarländern. Das Welternährungsprogramm benötigt 600 Millionen US-Dollar nur bis August.
In der Vergangenheit ist der angemeldete Finanzbedarf der Hilfsorganisationen nicht zusammengekommen.
Auf der Geberkonferenz geht es aber nicht nur ums Geld. Auf anderen angegliederten Veranstaltungen wird auch darüber diskutiert, wie zum Beispiel politischen Gefangenen geholfen oder wie unabhängige syrische Medien gestärkt werden können.
Geld erreicht die, die loyal sind
Ein Dilemma, mit dem die Konferenz-Veranstalter, zu denen zum Beispiel die Europäische Union gehört, umgehen muss: Die Geldgeber wollen den Menschen in Syrien helfen, allerdings ohne dabei das syrische Regime zu unterstützen.
"Das ist kaum möglich", sagt Syrien-Expertin Kristin Helberg. Denn sämtliche Strukturen im Land, auch auf lokaler Ebene, werden vom Regime gesteuert und von den Geheimdiensten kontrolliert. Geld von außen wird in gewisser Weise also immer durch die syrischen Machthaber gesteuert. "Geld erreicht nicht die Bedürftigsten, sondern diejenigen, die besonders loyal sind dem Regime gegenüber."
"Das Kernproblem ist, dass die Hilfe in Syrien in erster Linie vom Regime verteilt wird."
Eine Möglichkeit, das Regime zu treffen, gäbe es aus Sicht von Kristin Helberg aber: Den Prozess des Ausstellens von Pässen und Dokumenten zu ändern. Zurzeit würden Hunderttausende Syrer in Deutschland bei der syrischen Botschaft in Berlin gegen hohe Gebühren ihre Dokumente beantragen. Dieses Geld fließt direkt an die Machthaber in Syrien.