High-Protein-Produkte sind gerade im Trend und werden zuhauf angeboten. Unser Körper hat durch sie aber keine wirklichen Vorteile. Sie bringen vor allem den Herstellern viel Geld.

Im Supermarkt gibt es mittlerweile viele Lebensmittel als High-Protein-Variante: von Wraps über Pizza und Brot bis hin zu Schokoriegeln oder Pudding. Auch Social-Media-Plattformen sind voll mit Werbung für diese Lebensmittel. Immer mehr solcher Produkte kommen gerade auf den Markt, sagt Manuel Wiemann von der Verbraucherorganisation Foodwatch, der die Entwicklung der Proteinprodukte beobachtet.

Proteine brauchen wir

High Protein ist allgegenwärtig. Und Proteine sind schließlich wichtig für uns, oder? Ja, das stimmt. Eiweiß gibt unserem Körper Energie, macht uns satt und hilft besonders beim Muskelaufbau. Allerdings reicht es dafür schon, wenn wir uns ausgewogen ernähren und Proteine zum Beispiel über Hülsenfrüchte, Nüsse, Milchprodukte, Eier, Fisch oder Fleisch zu uns nehmen.

"Wir haben normalerweise gar keinen Bedarf für dieses zusätzliche Protein, was uns besonders teuer verkauft wird."
Manuel Wiemann, Verbraucherorganisation Foodwatch

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen, täglich 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht zu essen. Das ist auch für alle ausreichend, die sich viel bewegen, sagt Sportwissenschaftlerin Christine Joisten von der Deutschen Sporthochschule Köln. Das bedeutet: Zusätzliches Eiweiß in Form von High-Protein-Produkten brauchen wir nicht – auch wenn es durch die Fülle an solchen Lebensmitteln so scheint.

High-Protein-Produkte als Gelddruckmaschine

In erster Linie sind die High-Protein-Produkte eine weitere Möglichkeit für die Hersteller, Umsatz zu machen. Für sie ist es ein Geschäft, das sich sehr lohnt: Mehr als eine Milliarde Euro geben wir im Jahr für solche besonders proteinhaltigen Lebensmittel aus. Zu dem Ergebnis kommt das Marktforschungsunternehmen Nielsen IQ in Zusammenarbeit mit dem Spiegel.

"Wir haben mehr als genug Lebensmittel. Hersteller können daran nicht mehr wirklich etwas dazugewinnen. Das heißt: Sie müssen sich neu erfinden. Dann ist diese Protein-Masche natürlich super."
Manuel Wiemann, Verbraucherorganisation Foodwatch

Die Anbieter der High-Protein-Produkte sprechen zwar nicht von einem Mangel. Die Lebensmittel erwecken aber den Eindruck, dass mehr Eiweiß auch nicht schaden würde. Nach dem Motto: Im Zweifel für die Muckis.

Doch mit den zugesetzten Proteinen kommen häufig nicht nur ein höherer Preis, sondern auch ernährungstechnische Nachteile. "Milcheiweiß beispielsweise ist ein Restprodukt aus der Käseherstellung, was Hersteller billig bekommen und einfach dort reinpacken können", erklärt Manuel Wiemann. Ihn erinnern die Zutatenlisten der Produkte dadurch teilweise an einen Chemiebaukasten.

Wer seiner Gesundheit also wirklich etwas Gutes tun möchte, sollte lieber auf eine ausgewogene Ernährung achten.

Shownotes
Ernährung
Wem High-Protein-Produkte tatsächlich nutzen
vom 04. Oktober 2023
Autor: 
Stephan Beuting, Deutschlandfunk Nova