Fürs Studium zieht Angelika nach Düsseldorf. Während eines Corona-Winters entscheidet sie sich, wieder bei ihren Eltern auf dem Land zu wohnen. Das bringt Vorteile, aber auch Schwierigkeiten. Und nach zwei Monaten zieht sie schon wieder aus.
Alles in allem war es für Angelika eine gute Erfahrung für kurze Zeit wieder bei ihren Eltern einzuziehen. Es hat sie ihren Eltern näher gebracht und sie telefoniert inzwischen öfter mit ihnen als vor der Zeit, in der sie noch einmal kurz bei ihren Eltern gewohnt hat.
Lange Tage alleine in der WG
Während eines Corona-Winters vebrachte Angelika sehr viel Zeit alleine: Das Studium fand digital statt und ihre Mitbewohnerin, die schon den Plan hatte in eine eigene Wohnung umzuziehen, war kaum zuhause, weil sie gerade mit dem Referendariat begonnen hatte. Der persönliche Austausch mit anderen Menschen fehlte Angelika in dieser Zeit etwas.
Dem Vorschlag ihrer Mutter, für eine Weile wieder zu den Eltern aufs Land zu ziehen, stand Angelika trotzdem eine Zeit lang eher kritisch gegenüber. Sie entschied sich dann doch dafür, weil sie auch gewisse Vorteile darin sah.
"Am Anfang war ich noch total dagegen: 'Nee, auf gar keinen Fall, ich suche mir eine Wohnung.' Dann habe ich längere Zeit darüber nachgedacht und die Vorteile gesehen."
Aber es gab auch Dinge im gemeinsamen Zusammenleben, die Angelika ordentlich genervt haben. Die Eltern essen zum Beispiel viel Fleisch, Angelika ist Vegetarierin. Sich auf gemeinsame Mahlzeiten zu einigen, war da schon etwas schwierig, sagt sie.
Wieder bei den Eltern wohnen - von alten Rollenmustern befreien
Nachfragen ihrer Eltern, ob sie denn nicht noch etwas für die Uni tun wolle oder wieso sie eingekauft habe, statt das eigene Geld zu sparen, fand Angelika anstrengend. Auch auf dem Land auf ein Auto angewiesen zu sein, dass sie sich mit ihrer Mutter geteilt hat, war eine Umstellung für Angelika.
Die Zeit möchte sie nicht missen, da sie dadurch ihren Eltern näher gekommen ist. Trotzdem hat Angelika nach zwei Monaten entschieden, wieder aus dem elterlichen Haushalt auszuziehen und wünscht sich, dass es keine äußeren Umstände mehr gibt, die künftig einen weiteren Umzug zu ihren Eltern erfordern lassen.
"Der räumliche Abstand hilft, miteinander neue Rollen zu etablieren."
Der räumliche Abstand, der entsteht, wenn wir bei unseren Eltern ausziehen, hilft vielen dabei, die Beziehung zu den Eltern neu zu definieren. Wer eigenständig lebt, hat die Möglichkeit, den Eltern in Gesprächen ganz anders zu begegnen.
Neue Rollen miteinander etablieren
Wenn wir allerdings zu ihnen zurückziehen, ist es nicht ganz einfach, aus alten Verhaltensmustern auszubrechen, weil wir in der Familie zuvor sehr langen in bestimmten Rollen miteinander gelebt haben, sagt der Familientherapeut Björn Enno Hermans.
Es ist dann möglicherweise auch wichtig, es zu äußern, wenn wir uns in eine bestimmte Rolle versetzt fühlen oder uns in einer Situation wiederfinden, in der wir uns nicht wohlfühlen, sagt der Familientherapeut.
Manchmal kann es auch helfen, zu schauen, welche Gesprächsthemen sich eher eignen, um sich auf einer erwachsenen Ebene auf Augenhöhe zu begegnen, sagt Björn Enno Hermans.
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