Sie fliegen wieder. Vor allem Hasel und Erle sind schon in ganz Deutschland unterwegs. Wer gegen Gräser oder Birke allergisch ist, hat dagegen noch etwas Ruhe. Eine Pollenallergie kann auch unsere Leistung beeinträchtigen.

Die Daten der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst zeigen es: Ziemlich früh dieses Jahr ist die Pollenallergie-Zeit gestartet. Juckende Augen, Nies-Attacken, dauerlaufende Nase – Heuschnupfen ist so richtig nervig. Und er kann uns auch ganz schön einschränken: Wir werden müde und können uns schlechter konzentrieren.

Schlechtere Noten durch Heuschnupfen

Dieser Zusammenhang ist auch durch mehrere Studien nachgewiesen, sagt Professor Martin Wagenmann vom Allergiezentrum der Uniklinik Düsseldorf. So haben zum Beispiel Forschende in England verschiedene Abi-Ergebnisse verglichen – von Schüler*innen mit und ohne Allergie. Ergebnis: Die Mischung aus Allergiesymptomen und den eingenommenen Medikamenten schränkte die Betroffenen in der Pollenhochzeit teilweise extrem in ihrer Leistungsfähigkeit ein.

"Die, die eine Allergie hatten und wo zu der Zeit der Prüfungen auch die Pollen unterwegs waren, haben auch schlechtere Leistungen abgeliefert."
Prof. Martin Wagenmann, Allergiezentrum der Uniklinik Düsseldorf

Wenn man Personen mit Gräserpollen- oder Birkenpollenallergie innerhalb und außerhalb der Pollenflugzeit untersuche, stelle man große Unterschiede fest, was deren Leistungsfähigkeit angeht.

Oft wird eine Allergie mit Bemerkungen wie "Ach, ist ja nur eine Allergie, ist ja nicht so schlimm" abgetan. Die Effekte sind aber nicht zu übersehen und lassen sich auch nicht wegreden. Auch beim Sport, bei dem es naturgemäß viel um Atmung geht, merken wir das.

Sport und Allergie

Wenn unsere Nase beim Sporttreiben völlig verstopft ist oder permanent läuft, schränkt uns das ziemlich ein, logisch. Besonders betroffen sind die Personen, die neben der Pollenallergie auch an allergischem Asthma leiden – viele Leute wissen allerdings gar nicht, dass sie das haben, sagt Martin Wagenmann. Hinweise sind ständiges Husten oder Atemprobleme. Im Zweifel sollten wir das abchecken lassen.

"Wenn man allergisches Asthma hat, sollte man vermeiden, dass man zu Zeiten des starken Pollenflugs intensiven Sport betreibt."
Martin Wagenmann, Professor am Allergiezentrum der Uniklinik Düsseldorf

Wer allergisches Asthma hat, sollte mit dem Sport aufpassen, so der Arzt. "Da muss man sich dann überlegen, ob man vielleicht tatsächlich in der Zeit seinen Sport in Innenräumen macht oder eben auch medikamentös entsprechend vorbaut." Ein Halbmarathon ist für Allergiker während der Pollensaison also keine gute Idee.

Welche Medikamente helfen

Manche Medikamente, sogenannte Antihistaminika, lindern zwar die allergischen Symptome, können aber sehr müde und schläfrig machen. Bei neueren Präparaten passiert das seltener, weil andere Stoffe wirken.

Martin Wagenmann empfiehlt spezielle Nasensprays, in denen Kortison und ein Antihistaminikum kombiniert sind. Diese wirkten am effektivsten gegen die Beschwerden einer allergischen Rhinitis.

"Nasensprays, in denen Kortison und ein Antihistaminikum im Spray kombiniert sind, sind wirklich eindeutig am wirksamsten. Und die machen übrigens auch gar nicht müde."
Martin Wagenmann, Professor am Allergiezentrum der Uniklinik Düsseldorf

Auch Kortisonsprays ohne Antihistaminikum seien wirksam. Wer starke Beschwerden habe und schnelle Hilfe brauche, sei mit den Kombinationssprays aber am besten bedient, so der Experte.

Positiver Nebeneffekt: Die Nasensprays helfen nicht nur der Nase, sondern auch gegen andere Symptome wie das Augenjucken. Dafür gibt es aber natürlich zusätzlich auch noch Augentropfen.

Tipps für Allergiker – und die Hyposensibilisierung

Abseits der Medikamente gibt es ein paar einfache Tipps für Allergiker:

  • die Straßenkleidung des Tages abends nicht mit ins Schlafzimmer nehmen
  • abends duschen, weil wir die Pollen auch in unseren Haaren haben
  • FFP2-Maske tragen, denn da kommen die Pollen nicht durch

Was ihr natürlich auch machen könnt, ist eine Hyposensibilisierung, auch Allergen-Immuntherapie genannt. Das ist eine Behandlung, bei der man sich über mindestens drei Jahre – zunächst alle paar Wochen, dann werden die Intervalle größer – Allergene zuführt. Entweder per Spritze oder per Tablette. Das Ziel: Der Körper soll sich langfristig an das Allergen gewöhnen und dementsprechend besser vorbereitet sein, wenn die Allergene im Frühjahr geballt auf ihn einprasseln.

"Eine Hyposensibilisierung ist die einzige bisher bekannte Möglichkeit, eine Allergie wirklich ursächlich zu bekämpfen."
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk Nova

Das Deutsche Zentrum Immuntherapie an der Uniklinik Erlangen spricht bei Pollenallergien von einer Chance von 80 bis 90 Prozent, dass man nach einer Allergen-Immuntherapie keine oder deutlich weniger Beschwerden hat.

Auch Allergologe Martin Wagenmann empfiehlt diese Immuntherapie – sie könne nämlich auch dagegen helfen, ein allergisches Asthma oder andere allergologische Erkrankungen zu entwickeln.

Shownotes
Heuschnupfen
Haaaaa-tschi! Die Pollen sind da
vom 25. Februar 2025
Moderation: 
Jenni Gärtner und Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Jan Dahlmann, Deutschlandfunk Nova
    Quellen des Beitrags:
  • Walker, S., Khan-Wasti, S., Fletscher, M., Cullinan, P., Harris, J., Sheikh, A.: "Seasonal allergic rhinitis is associated with a detrimental effect on examination performance in United Kingdom teenagers: Case control study", in Journal of Allergy and Clinical Immunology 2007: 120, 2: 381-387.