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Als Kolonialmacht ermordeten Deutsche in Afrika Herero und Nama. Der Hamburger Hafen war Ausgangsort für Siedler, Soldaten und Waffen und spielte so bei diesem Völkermord eine wichtige Rolle. Ein Vortrag des Historikers Kim Sebastian Todzi.

Bis heute erinnert am so genannten Baakenhafen in Hamburg nichts an die deutschen Kolonialverbrechen. Der Historiker Kim Sebastian Todzi möchte, dass sich das ändert. In seinem Vortrag erzählt er die Geschichte des Völkermords an Herero und Nama und geht dabei insbesondere auf die Rolle des Hamburger Hafens und des Konzerns C. Woermann ein.

"Die genozidale Politik des deutschen Militärs sah eine Vernichtung der Stämme der Herero und Nama als Gemeinschaften vor."
Kim Sebastian Todzi, Historiker

Vom Baakenhafen in Hamburg aus startete 1904 Lothar von Trotha seine Reise in die deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Als Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppen war er beauftragt, den Aufstand der Hereros niederzuschlagen. Lothar von Trothas erklärtes Ziel war es, die Herero zu vernichten. Von 80.000 Herero überlebten nur 20.000 den Krieg. Er gilt als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts.

Der Hamburger Baakenhafen im Jahr 1899: Segelschiffe, Dampfschiffe
© Imago | Arkivi
Eine Postkarte aus dem Jahr 1899, die den alten Baakenhafen zeigt. Von hier aus fuhren Schiffe der Woermann-Linie in die deutsche Kolonie Deutsch-Südwestafrika.
"Die Woermann-Linie war ein Teil der kolonialen Infrastruktur des Deutschen Reichs."
Kim Sebastian Todzi, Historiker

Lothar von Trotha fuhr, zusammen mit Soldaten und Pferden, auf Schiffen der Woermann-Linie nach Afrika. Zur Verabschiedung von Trothas am Hamburger Hafen kam der Konzernleiter Adolph Woermann persönlich und speiste mit ihm zu Mittag, erzählt Sebastian Todzi. Die Woermann-Linie vermittelte einen wesentlichen Teil des Güter- und Personenverkehrs zwischen dem Deutschen Reich und seinen Kolonien. Der Woermann-Konzern, so Todzi, spielte eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung und dem Ausbau der deutschen Kolonialgebiete.

Das Kolonialhaus/Afrikahaus in Hamburg
© IMAGO | Jürgen Ritter
Das Afrikahaus in Hamburg wurde 1899 als Kontorhaus im Auftrag von Adolph und Edouard Woermann gebaut.

Erinnern an die Kolonialgeschichte des Hamburger Baakenhafens

Sebastian Todzi hat seine Dissertation über die Geschichte des Woermann-Konzerns, der bis heute seinen Sitz in Hamburg hat, geschrieben und ein Buch über die kolonialen Verstrickungen des Unternehmens veröffentlicht. Der Baakenhafen, von dem aus die Schiffe der Woermann-Linie ausliefen, ist heute ein großes Stadtentwicklungsprojekt, seit 2012 wird dort gebaut.

"Heute erinnert nichts an die bedeutende Rolle des Hamburger Hafens im kolonialen Völkermord. Der Baakenhafen ist in der Erinnerungstopographie Hamburgs noch immer eine Leerstelle."
Kim Sebastian Todzi, Historiker

Bisher gibt es dort keinen Erinnerungsort an Deutschlands Kolonialverbrechen. Dagegen wehren sich Hereo und Nama, Wissenschaftler*innen und Aktivisten*innen, erzählt Todzi. Für die Zukunft des kolonialen Erbes in Hamburg, sagt Todzi, sei es entscheidend, dass es ein solcher Erinnerungsort geschaffen wird. Es sei unverzeihlich, sagt er, wenn durch eine Bebauung Fakten geschaffen würden, die ein würdiges Erinnern unmöglich machten.

Kim Sebastian Todzi ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Globalgeschichte der Universität Hamburg. Sein Vortrag hat den Titel "Baakenhafen, Woermann und der Völkermord an den Herero und Nama". Er hat ihn am 04. Juli 2024 in Hamburg gehalten im Rahmen der Vorlesungsreihe "Koloniale Leerstellen der Erinnerung" der Universität Hamburg.

Shownotes
Herero und Nama
Die Rolle des Hamburger Hafens im kolonialen Völkermord
vom 14. November 2024
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragender: 
Kim Sebastian Todzi, Historiker, Universität Hamburg