Eine Untersuchung beim Hausarzt dauert im Schnitt fünf Minuten. Das hat eine britische Studie ergeben. Die Wissenschaftler schreiben, dass fünf Minuten eigentlich nur reichen, um eine offensichtlich schwere Krankheit zu erkennen. Die schnelle Taktung ist nicht nur für Patienten schlecht, sondern auch für die Ärzte selbst. Die haben nämlich dadurch ein höheres Risiko für stressbedingte Gesundheitsprobleme und Burn-out.
Viele Menschen machen die Erfahrung, dass sie beim Hausarzt lange im Wartezimmer sitzen, bis sie endlich dran sind. Und dann - zack, zack - dauert es keine zehn Minuten, bis sie schon wieder draußen sind. Die kurze Zeit, in der wir beim Arzt im Behandlungszimmer sitzen, ist nicht nur gefühlt, sondern lässt sich mit Zahlen belegen.
Die Ergebnisse einer aktuellen Studie fallen sehr unterschiedlich aus. Im weltweiten Schnitt nehmen sich unsere Hausärzte fünf Minuten Zeit für die Patientinnen und Patienten. In Schweden sind es gute 22 Minuten. In Bangladesch dagegen nur 48 Sekunden. In Deutschland sind es knapp acht Minuten.
Wenig Zeit beim Arzt, um die Diagnose zu besprechen
Jetzt gibt es natürlich unterschiedliche Gründe, warum Menschen zum Arzt gehen. Die einen brauchen einfach nur ein Attest für die Arbeit. Andere sind ernsthaft krank – oder fühlen sich zumindest so – und wollen dann nicht nur schnell abgefertigt werden, sondern brauchen auch ein bisschen Zuwendung. Aber Zuwendung hin oder her. Die wichtigste Frage ist natürlich: Wie viel Diagnose ist in fünf bis acht Minuten möglich?
Die Macher der britischen Studie sagen, die Zeit, die Ärzte für ihre Patienten haben, reicht nicht wirklich aus für eine ausgiebige Untersuchung. Der Arzt Johannes Wimmer sagt: "Vielleicht muss die Diagnose nicht viel länger dauern. Vielleicht reicht es, dass man einfach ein bisschen mehr informiert, dass die Leute einfach mit dem Gefühl nach Hause gehen, dass sie jetzt auch wissen, was sie mit der Krankheit anzufangen haben."
"Das große Problem ist, dass viele Ärzte sagen: Ich muss eine bestimmte Mindestzahl an Patienten hier am Tag durch meine Praxis kriegen, damit es überhaupt rentabel ist."
Allerdings ist die kurze Zeit mit den Patienten nicht nur ein Problem für den Kranken, sondern auch für den, der hilft. Denn ein Mensch, der anfängt Medizin zu studieren, macht das sicher nicht in der Absicht, später immer nur den ganzen Tag von einem Fall zum nächsten durchzuhecheln.
Denn das, was Ärzte "die sprechende Medizin" nennen, das wird im deutschen Gesundheitssystem nicht vergütet. Das heißt, der Arzt kann sich stundenlang mit seinem Patienten hinsetzten, ihm erklären, was er hat, woher es kommt, welche Auswirkungen es hat und wie er die Krankheit wieder los wird – aber bezahlt wird er dafür nicht.
"Dann kann ich das leider nur genauso abrechnen, wie wenn ich eine halbe Minute mit ihm spreche. Und das ist natürlich ein Riesenproblem."
Der Arzt Johannes Wimmer sagt, viele Ärzte frustriere das enorm. Und es ist ja auch nicht auszuschließen, dass so ein Gespräch mit dem Arzt den Patienten wirklich hilft, also zum Heilungsprozess beiträgt. Zum Beispiel dann, wenn sich Menschen anschließend besser ernähren oder anderweitig auf eine gesunde Lebensweise achten. Aber so lange das deutsche Gesundheitssystem so bleibt, wie es ist, wird sich an den kurzen Behandlungszeiten nichts ändern.
Mehr zum Thema "Hausärzte":
- Medizin - Mit Rad und Tat | Hans-Olaf Pieper ist Hausarzt mit Herz und Seele. Er kommt persönlich vorbei bei seinen Patienten. Und zwar mit dem Fahrrad.
- Biometrische Tätowierungen - Das Tattoo, das deine Daten sendet | Heute haben diese Tätowierungen ganz neue Features - sie messen biometrische Daten und schicken sie direkt an den Hausarzt.
- Patientenversorgung - Erst ins Netz, dann zum Arzt | Das medizinische Wissen nimmt zu, die Anzahl der Ärzte geht zurück.