Schnee, Weißes Gold, Koks oder Coke: Kokain hat viele Spitznamen. Die Droge ist allgegenwärtig. Drogenfahnder finden immer mehr Kokain, Produktion und Konsum steigen an. Doch nicht jedes Koks-Klischee stimmt.
Die Zahl der Konsumentinnen und Konsumenten von Kokain hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt, sagt Daniel Deimel, Suchtforscher an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen. Entgegen des Klischees sei Kokain auch keine Droge der Reichen und Schönen oder von Künstler*innen und Medienschaffenden, sondern werde querbeet durch alle Bevölkerungsschichten konsumiert. Der Suchtforscher findet, wir in Europa hätten also durchaus auch einen Anteil daran, dass die Droge überhaupt produziert wird. Die Nachfrage sei da.
"Die Droge wird verstärkt im Party-Setting auch von jungen Erwachsenen konsumiert. Das ist inzwischen schon eher eine etablierte Substanz in der Mitte der Gesellschaft."
Andererseits sei es aber auch möglich, dass erst die große Verfügbarkeit, die hohe Reinheit und der vergleichsweise geringe Preis dazu führen, dass Menschen überhaupt Kokain konsumieren. Am Ende bedingen sich Angebot und Nachfrage in beide Richtungen gleichermaßen.
Um den Drogenkonsum einzudämmen, sei es nötig zu schauen, welche Bevölkerungsgruppen besonders anfällig sind, abhängig machende Substanzen zu nehmen.
Entkriminalisierung von Endkonsument*innen
Daniel Deimel fordert eine bessere Unterstützung drogenabhängiger Menschen und eine gänzlich andere Drogenpolitik. Bei illegalen Substanzen sei die Kriminalisierung sehr hinderlich: Drogenabhängige Menschen würden sich deshalb oft zu spät Unterstützung und Hilfe holen – oder nie.
"Entkriminalisierung für alle Substanzen heißt, dass die Endkonsumenten straffrei ausgehen. Das sehen wir in Portugal. Die haben das vollzogen – sehr erfolgreich."
Das bedeute natürlich nicht, dass jede Substanz gleichzeitig legal werden und überall frei verfügbar sein solle. Sondern eben "nur", dass die Endkonsument*innen nicht bestraft werden.
Gleichzeitig plädiert Daniel Deimel für eine fortwährende Bewertung, welche Substanzen tatsächlich auch legal erhältlich sein sollten – auch, um den Kartellen den Markt zu entziehen.