In Ägypten wird Online-Dating immer größer: Besonders die Dating-App Harmonica ist bei vielen jungen Ägypterinnen und Ägyptern beliebt, denn sie ist auf den ägyptischen Markt angepasst und berücksichtigt religiöse Traditionen – statt westliche Dating-Apps zu kopieren.
In Ägypten leben mehr als zwanzig Millionen Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren. Von der Familie arrangierte Ehen sind in dem religiös geprägten Land üblich.
Um die Partnersuche selbst zu lenken, melden sich immer mehr junge Ägypterinnen und Ägypter auf Online-Dating-Plattformen an. Besonders die Dating-App Harmonica boomt auf dem ägyptischen Markt. Anders als westliche Dating-Apps wie Tinder und Co. ist Harmonica auf die Traditionen und Werte des Landes angepasst.
"Vor allem die Religion ist sehr wichtig für die Nutzer, da fast keine Familie einer Verbindung zwischen einer Muslima und einem Christen zustimmen würden."
Melden sich Userinnen und User bei der ägyptischen Dating-App an, müssen sie erst einen Fragebogen ausfüllen – der um die hundert Punkte behandelt. Neben Informationen zum Job, Einkommen und Bildungsweg geben sie vor allem an, ob sie nach muslimischen, christlichen oder keinem Glauben leben. Besonders konservative Userinnen können zusätzlich einstellen, welchen Usern ihr Profilbild angezeigt werden soll und in welchen Fällen es unscharf bleibt.
"Anders als die Hook-Up-App Tinder ist Harmonica eine Ehe-Anbahnungs-App."
Anders als bei westlichen Dating-Apps können Nutzerinnen und Nutzer bei Harmonica nicht pausenlos nach links oder rechts wischen: Ihnen wird jeweils ein Partner vorgeschlagen, mit dem sie chatten können oder nicht.
Der Clou: Bei der auf heterosexuelle Userinnen und User ausgerichteten App, ist es auch möglich Nachrichten aus Chats an eine dritte Person weiterzuleiten und so zum Beispiel den Rat oder das OK der Eltern zu bekommen. Wegen dieses Features nutzen besonders Ägypterinnen die Dating-App.
Harmonica ist für ägyptische Werte sensibilisiert
Es gehe hierbei also eher um eine Ehe-Anbahnungs-App, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Martina Schulte. Harmonica arbeitet damit nicht gegen arrangierte Ehen, sondern biete jungen Ägyptern eine Alternative, indem sie Elemente des traditionellen Kennenlernens kopiert.
Der Erflog von Harmonica hat auch die Mutterfirma von Tinder, Match Group, auf die Dating-App aufmerksam gemacht: Im Sommer hat das US-amerikanische Unternehmen die ägyptische App gekauft und möchte mit dem Konzept von Harmonica den asiatischen Markt in den nächsten fünf Jahren für sich gewinnen.