Unterwegs im Greyhound-Bus sieht unsere Reporterin Hanna Ender auf ihrem "Vote Trip" auch das Amerika, das nicht in Touri-Broschüren angepriesen wird. Sie trifft Menschen, die zerrissen sind – in einem dramatischen Wahlkampf. Eine Woche vor dem Wahltag sind viele froh, wenn der Kampf endlich vorbei ist.
An einem Tag noch im pulsierenden Chicago, am nächsten in der Pampa von Iowa. Nach über einem Monat unterwegs ist Hanna fast am Ziel: San Francisco ist ihr vorletzter Stopp. Viele Geschichten aber hat sie nicht nur auf ihren Stationen erlebt, sondern im Bus - zwischen den Zielen. Denn mit dem Greyhound-Bus würden ihre Freunde lieber nicht reisen.
"Der Greyhoundbus ist hier in den USA etwas verschrien als das Fortbewegungsmittel für arme Leute"
Amish-People, Prügel, letzte Chancen
"Ich fand das super", sagt Hanna. "Ich habe Leute getroffen, die ich sonst nicht treffen würde." Auf den Sitzbänken der Busse, auf unendlichen Strecken über Land hat sie eine verrückte Mischung von Leuten getroffen. Zum einen die Amish, die noch Leben wie im 19. Jahrhundert. Ohne Strom und oft abgeschieden in eigenen kleinen Gemeinden.
Oder sie trifft die Frau mit dem blauen Auge, die erzählt, wie ihr Mann versucht habe sie umzubringen. Den Arbeitslosen, der sein letztes Geld für ein Ticket ausgegeben hat und nun ganz von Vorne anfangen will.
Die Wahl zerrt an den Nerven
Die meisten Menschen, denen sie begegnet, sind aufgebracht, angespannt oder genervt von dem Wahlkampf. Selten, erzählt Hanna, die viele Jahre als Korrespondentin in den USA lebte, hat sie so eine emotionale Auseinandersetzungen erlebt.
"Dieser Wahlkampf spaltet das Land, so wie ich es noch nie erlebt habe, und es spaltet Freunde und ganze Familien."
Als sie in Nebraska bei einer Freundin wohnt, bekam sie ein Beispiel für diese Spaltung hautnah mit. Hier führte es sogar dazu, dass Vater und Tochter gerade nicht miteinander reden, denn ihr Vater will Trump wählen. Und das ist nur eine von vielen kleinen Geschichten. Wer immer Präsident wird: Das gespaltene Land wieder zu einen, werde nicht ganz einfach, prognostiziert Hanna.
"Keiner hat Bock auf diesen hasserfüllten Wahlkampf. Und ich habe das Gefühl, dass alle froh sind, wenn das Ganze vorbei ist."
Aber auch Hanna ist erst kurz vorm Ziel: An ihrem aktuellen Stop San Francisco wird sie noch ein paar Tage bleiben, bevor es weiter geht nach LA. Und dann ganz zum Schluss werden auch die Menschen über den Präsidenten entscheiden, die Hanna getroffen hat.