Seit vier Wochen ist unsere Reporterin Hanna Ender auf ihrem "Vote Trip" in den USA unterwegs. Jeden Tag trifft sie Menschen, die ihr erzählen, wie sehr sie den Wahlkampf satt haben. Sie sind genervt von Donald Trump und Hillary Clinton - und suchen sich Alternativen.

Die jungen Wähler haben das Gefühl, dass weder Trump noch Clinton ihre Interessen vertreten. Also will bei den Unter-30-Jährigen etwa jeder Fünfte für den Kandidaten einer kleineren Dritt-Partei stimmen. Jill Stein tritt etwa für die Green Party an, dem amerikanischen Pendant der Grünen, und ist insbesondere für die eine Alternative, die Clinton nicht links genug finden.

"I appreciate her focus on alternative energy sources and making college more affordable for young people."
Laura, ursprünglich Bernie-Sanders-Anhänger möchte jetzt Jill Stein wählen
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DRadio-Wissen-Reporterin Hanna Ender ist auf ihrem "Vote Trip" in Denver im Bundesstaat Colorado angekommen. Colorado zählt zu den Swing States - keiner der Präsidentschaftskandidaten hat in diesen Staaten einen strukturellen Vorteil - wodurch die Entscheidung bis zur Wahl offen bleibt.

"I feel like Hillary is a criminal and I feel like Donald Trump is a chauvinistic pig. Not really my ideal candidates for president or who I want anybody to look up to."
Hannah, US-Bürgerin

Außerdem zählt Colorado auch zu den Mountain States, die als moderat-konservativ gelten und etwas unberechenbarer in Bezug auf den Wahlausgang sind. Gary Johnson geht für die Libertarian Party ins Rennen und schneidet mit 15 Prozent der Stimmen auch ziemlich gut ab. Er möchte Militärausgaben senken, das außenpolitische Engagement der USA verringern und Marihuana legalisieren - das finden besonders junge Wähler ansprechend.

Keine Chance auf die Präsidentschaft

Chancen für die Präsidentschaft hat er mit 15 Prozent allerdings nicht - denn es zählt das "Winner-takes-all"-Prinzip. Der Kandidat mit den meisten Stimmen bekommt alle Wahlmännerstimmen dieses Staates zugesprochen - die anderen gehen leer aus. Die Dritt-Parteien können den Wahlausgang aber dadurch beeinflussen, dass sie den Kandidaten der beiden großen Parteien wichtige Stimmen wegnehmen.

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Evan Mc Mullin ist ehemaliger CIA-Agent und Republikaner. Weil er Trump als Kandidaten seiner Partei so unmöglich und inakzeptabel findet, hat er im August 2016 beschlossen selbst mit ins Rennen zu gehen. Er führt im Bundesstaat Utah zurzeit vor Trump und Clinton. Er punktet dort besonders bei den konservativen Mormonen, die Trump mit frauenfeindlichen Aussagen vergrault hat.

Evan McMullin könnte tatsächlich Präsident werden

Evan McMullin hat eine ausgekügelte Strategie gegen seine Kontrahenten: Wenn Evan McMullin Utah gewinnt und als Konsequenz weder Trump noch Clinton die erforderlichen 270 Wahlmännerstimmen zusammenbekommen, wird der Präsident vom Kongress gewählt. Im Kongress haben die Republikaner die Mehrheit, die alle mehr oder weniger mit Trump hadern. Falls dieser Fall also eintreten sollte, hofft McMullin, dass er den Zuschlag für das Präsidentenamt bekommt. Das ist zwar nicht wahrscheinlich, aber immerhin im Bereich des Möglichen.

"We got to get out of this mindset of voting for the lesser of two evils. The reality is that politicians and parties have been selling us this line for years and years - and we got to break out of that."
Shownotes
Denver - Colorado
US-Präsident wird Evan McMullin - vielleicht
vom 27. Oktober 2016
Die Serie "Hannas Vote Trip": 
Bis zu den US-Wahlen reist Hanna Ender für DRadio Wissen durch Amerika. Ihre Reportagen gibt es auch als Podcast.
Moderator: 
Markus Dichmann