In den USA vergeht fast kein Monat, ohne dass ein Afroamerikaner von weißen Polizisten erschossen wird. Das Thema hat längst den US-Wahlkampf erreicht. Das jüngste Opfer starb vor zwei Jahren: Der damals zwölfjährige Tamir Rice. DRadio-Wissen-Reporterin Hanna Ender hat seine Mutter getroffen.
Am Platz, an dem ihr Sohn von Polizisten erschossen wurde, steht Samaria mit DRadio-Wissen-Reporterin Hanna Ender und sagt, wie traurig sie ist. Aber Samaria ist auch wütend. Auf das Amerika, in dem das möglich ist - auch auf Politiker wie Obama, der viel rede, aber nichts verbessere. Auch von den beiden Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump hält sie nichts. Samaria wird nicht wählen gehen.
Tamir hatte nur eine Spielzeugpistole in der Hand
Tamir Rice war - kurz bevor er starb - allein in einem Park. Er hatte sich von einem Freund eine Spielzeugpistole geliehen. Auf den Überwachungsbildern sieht man, wie er damit spielt, etwa so, als sei er ein Cowboy. So deutet es auch seine Mutter.
"He was just playing. If you look at the video, my son was just by himself, he wasn’t hurting anybody."
Der Polizist bekam keine Anklage
Eine Passantin hatte Tamir beim Spielen beobachtet und die Polizei gerufen. In der Aufnahme hört man, dass sie sagt, dass es vielleicht keine echte Pistole ist.
"It’s probably fake, but you know what, it scares the shit out of me."
Videoaufnahmen zeigen, wie der Polizist aus dem Auto springt und sofort auf Tamir schießt. Officer Tim Loehmann behauptet, er habe den Jungen aufgefordert, die Hände zu heben und habe sich bedroht gefühlt. Eine Grand Jury entschied, dass gegen den Polizisten keine Anklage erhoben wird.
"Schwarze werden in den USA ungleich behandelt"
Neben der Trauer empfindet Samaria Rice Wut. Wut über die Ungleichbehandlung von Schwarzen vor Gericht in den USA. Nicht nur bei ihrem Sohn Tamir - auch bei anderen ermordeten jungen Schwarzen wurde keine Anklage gegen die Polizisten erhoben.
"The rules are different for people like me, black and brown people, the rules are different!"
Samaria fühlt sich diskriminiert, und sie hat keine Hoffnung, dass sich das so bald ändern wird. Auch nach der Wahl am 8. November nicht. Nach einer Klage gegen die Stadt Cleveland hat sie zwar viel Geld bekommen - sechs Millionen Dollar - aber das gibt ihr nicht das Gefühl von Gerechtigkeit. Das wäre für sie, wenn der Polizist, der geschossen hat, ins Gefängnis müsste.