Ob "Baby" von Justin Bieber oder "Touch my Body" von Mariah Carey – der britische Aktienfonds Hipgnosis hat Rechte an diesen und vielen weiteren Songs gekauft. Wie der Fonds damit Profit machen möchte, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Ann-Kristin Schenten.
Rund 23 Millionen Dollar für 302 Songs – soviel soll der Aktienfond Hipgnosis dem Songwriter Terius Nash bezahlt haben. Terius Nash ist seit Langem im Geschäft und hat zum Beispiel den Nummer-eins-Hit "Touch my Body" von Mariah Carey geschrieben. Der Song "Baby" von Justin Bieber stammt auch von ihm.
Hipgnosis hat für das Geld 75 Prozent der Rechte an den 302 Songs von Terius Nash bekommen – in Zukunft wird der Fonds also auch 75 Prozent aller Einnahmen aus diesen Songs erhalten. Diese Einnahmen kommen in Form von Royalties, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Ann-Kristin Schenten. Das sind unter anderem Tantiemen oder Verdienste über Streaming-Anbieter.
"Die Rechteinhaber von Songs verdienen Geld mit sogenannten 'Royalties'. Dazu zählen Tantiemen oder Verdienste über Streaming-Anbieter. Je erfolgreicher ein Song ist, desto mehr Geld verdient er natürlich – auch noch über Jahre hinweg."
Hipgnosis spekuliert auf Evergreen-Investments, also Nummer-eins-Hits
Hinter Hipgnosis steht eine Gruppe von Musikmanagern, die sich im Business auskennen – darunter der ehemalige Manager von Guns n‘ Roses und Beyoncé. Ebenfalls mit im Team: professionelle Investment-Banker. Über den Aktienfonds sollen Urheberrechte von Songs eingekauft werden, die Nummer-eins-Hits, sogenannte Evergreens, werden könnten, erklärt Ann-Kristin. Das Ziel der Managergruppe: Der Fonds soll in den nächsten drei Jahren auf 1,2 Milliarden Dollar wachsen und 20 Prozent der weltweiten Musikrechte besitzen.
"Hipgnosis kauft Songrechte und spekuliert, dass die über Jahre hinweg erfolgreich bleiben. Evergreen-Investment nennt man das."
Der Profit bei einzelnen Songs kann dabei recht groß sein: Zum Beispiel hat George Michael bis zu seinem Tod im Dezember 2016 jedes Jahr noch 9,7 Millionen Dollar für den Wham-Song "Last Christmas" erhalten, sagt Ann-Katrin.
Handel mit Urheberrechten ist Risikogeschäft
So richtig kann aber niemand wissen, ob ein Song erfolgreich wird. Daher ist der Handel mit den Urheberrechten von Songs auch ein Risikogeschäft. Das sei aber im Musikbusiness generell so, bestätigt der Musikwirtschaftsexperte Martin Lück, den Ann-Kristin befragt hat.
Hipgnosis selbst hat sein Geschäft auf einer Skala von eins bis sieben als Risikogeschäft mit sechs eingestuft.
"Plattenfirmen investieren in zehn Künstler. Und sie wissen, dass eigentlich nur einer von denen erfolgreich wird. Sie wissen aber nicht, welcher von denen. Also müssen sie in zehn investieren.
Künstler können mit Verkauf kurzfristig Geld machen
Bei der großen Profitspanne mancher Songs stellt sich die Frage, warum Künstlerinnen überhaupt ihre Rechte verkaufen. Martin Lück erklärt, dass sie so schnell an viel Geld kommen können – mehr als über die Tantiemen, die sie in einem Jahr erhalten. Mit mehr Geld könnten sie dann zum Beispiel größere Projekte finanzieren.
"Wenn ich meine Songs nicht verkaufe, bekomme ich zwar jedes Jahr Tantiemen, das sind dann mal 100.000, mal 50.000, mal 80.000 Dollar oder Euro. Wenn ich meine Songs jetzt aber einmalig verkaufe, bekomme ich sofort eine höhere Summe."
Hipgnosis präsentiere sich auch ein bisschen als Retter der Künstler, sagt Ann-Kristin. Gleichzeitig sei die Firma auf der britischen Kanalinsel Guernsey gemeldet – die Insel steht bei der Europäischem Kommission auf der Schwarzen Liste der Steueroasen.
Investieren kann theoretisch jeder in Hipgnosis. Mit einer Einschränkung: Er oder sie muss schon mehrere Tausend Euro auf der hohen Kante haben. Dann ist es auch nicht so schlimm, wenn in diesem Risikogeschäft das Geld verloren geht.
- Urheberrecht – GEMA für "privaten" Hörgenuss | Eine Sekretärin einer belgischen Sicherheitsfirma hat in ihrem Büro per Smartphone mit ihren Kolleginnen und Kollegen laut Musik gehört – und soll dafür jetzt eine satte Strafe zahlen: 443 Euro. Was ist in Deutschland erlaubt und was könnte euch zum Verhängnis werden?
- Einigung mit Gema – Endlich: Youtube für alle! | Der traurige Smiley ist Geschichte: Youtube und die Gema haben sich geeinigt. Und wir Nutzer haben endlich nicht mehr das Gefühl beim Schauen von Youtube-Videos ständig eine Niete zu ziehen. Und für die Musiker springt auch etwas dabei raus.
- Blockchain als Bezahlsystem – Mehr Transparenz in der Musikindustrie | Musikerinnen und Musiker sollen fair bezahlt werden, da dürften sich die meisten einig sein. Erschwert wird das allerdings durch komplizierte Lizenzen an der Musik. Durch die Blockchain, ein Bezahlsystem im Netz, könnte sich das ändern.