Bei der Trauerfeier in Hanau am gestrigen Mittwoch (04.03.) hatten die Angehörigen der Opfer das Wort. Sie appellierten an ein stärkeres Miteinander, um gegen Rassismus und Hass anzukommen.
Hanau ist in einem emotionalen Ausnahmezustand – auch zwei Wochen nach dem rassistischen Anschlag, bei dem neun Menschen mit ausländischen Wurzeln und die Mutter des Täters getötet wurden.
Das kollektive Trauma der Stadt zeige sich an vielen Orten, sagt Ludger Fittkau, Dlf-Landeskorrespondet für Hessen: "An den Gedenkorten liegen überall Blumen, und es sind Kerzen aufgestellt. Die Menschen gehen häufig sehr still durch die Stadt, bleiben dann an einem dieser Orte stehen oder kommen dort mit Menschen ins Gespräch, die sie kennen", berichtet er.
"Hanau ist in einem emotionalen Ausnahmezustand, nach wie vor."
Hanau hält zusammen – das haben die Menschen am Tag der Trauerfeier deutlich gemacht. Neben den Angehörigen der Opfer nahm auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel daran teil.
Gemeinsam erinnern
Das Wort auf der Trauerfeier gehörte den Familien und Freunden der Opfer. "Ich will, dass wir uns alle von Hass abgrenzen. Deutschland ist unsere Heimat. Das Land des sozialen Wohlstands und der Gleichberechtigung. Miteinander und füreinander und nicht nebeneinander und gegeneinander", sagte Ajla Kurtovic, die Schwester von Hamza Kurtovic, einem der Opfer.
"Miteinander und füreinander und nicht nebeneinander und gegeneinander."
Den Blick auf das Miteinander richten, das betonte auch Saida Hashemi, die Schwester von Said Nesar Hashemi, der ebenfalls zu den Getöteten gehört. Sie machte die Verbundenheit ihres Bruders zu seiner Heimatstadt deutlich: "Ich bin enttäuscht darüber, dass die Medien und Nachrichtenportale unsere Trauer durch Falschmeldungen und Gerüchte störten. Dazu gehört die Behauptung, mein Bruder Said Nesar sei ein afghanischer Bürger gewesen. Er war schon immer ein deutscher Bürger. Um genauer zu sein: ein Hanauer. Er hat die Stadt, in der er geboren wurde und die Menschen, mit denen er aufgewachsen ist, sehr geliebt", erklärt sie.
Opfer waren Hanauer - keine Fremden
Auch unser Korrespondent betont noch einmal: In Hanau habe fast jeder zweite einen Migrationshintergrund. Viele der Opfer sind dort oder im Umland geboren. Von daher waren sie keine Fremden, sie waren Hanauerinnen und Hanauer.
Die Reden auf der Trauerfeier waren berührend und sehr emotional, sagt Ludger Fittkau. Vor allem aber zeigen sie: Das Gedenken an die Opfer soll präsent bleiben, im Alltag und in der Stadt. Auf dem Hauptfriedhof wird eine zentrale Gedenkstätte errichtet, wie Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky erklärte.
"Als Oberbürgermeister unserer Stadt verspreche ich Ihnen, dass diese Namen fortan unauslöschbar zum kollektiven Gedächtnis unserer Stadt gehören."
Denn: Die Menschen in Hanau und Deutschland sollen sich an Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtovic, Kaloyan Velkov, Vili-Viorel Paun, Said Nesar Hashemi und Fatih Saracoglu immer erinnern – nicht an den mutmaßlichen Täter.