Doping-Experte Hajo Seppelt reist nicht zur Fußball-WM. Die Sicherheitsbehörden der Bundesregierung raten ihm davon ab.
Hajo Seppelt arbeitet als investigativer Journalist und als Dopingexperte für die ARD. Der Journalist hatte mit seinen Recherchen den bisher größten Dopingskandal in der Sportgeschichte aufgedeckt. Russische Leichtathleten sollen demnach über Jahre hinweg - mit staatlicher Unterstützung - Mittel genommen haben, um die Leistungsfähigkeit zu steigern. 2015 war der Skandal veröffentlicht worden. Deutsche Sicherheitsbehörden haben jetzt geraten, dass Hajo Seppelt besser nicht nach Russland reisen solle, weil er dort mit Repressalien rechnen müsse.
Außenminister rät von Russland-Reise Seppelts ab
Außenminister Heiko Maas hat gegenüber Hajo Seppelt deutlich gemacht, dass das Auswärtige Amt und die Bundesregierung die Einschätzung des Bundeskriminalamtes nicht ignorieren können. Außerdem trage die ARD eine Verantwortung für ihre Mitarbeiter, sagt Seppelt. "Und es ist klar, dass ich mich dem jetzt beugen muss", wenn die ARD sich gegen eine Reise nach Russland ausspricht, erklärt der Dopingexperte.
Ein Szenario: Seppelt könnte angeklagt und verhaftet werden
Ein staatliches russisches Untersuchungskomitee hatte angekündigt, Hajo Seppelt zu den Dopingrecherchen zu befragen. Laut den deutschen Behörden stellt das ein Sicherheitsrisiko dar, weil er nach so einer Befragung eventuell von der russischen Staatsanwaltschaft angeklagt werden könnte, sagt Hajo Seppelt. Ein anderes Szenario sei, dass Einzeltäter den Journalisten angreifen könnten.
Hajo Seppelt kann sich nicht vorstellen, dass Russland nicht wagen würde, während der WM einen deutschen Journalisten festzuhalten. Aber er respektiere und akzeptiere die Empfehlungen der Sicherheitsbehörden und halte sich daran.
"Russland liegt auf Rang 148 von 180 Ländern im Ranking der Pressefreiheit."
Hajo Seppelt findet es bedenklich, dass es nicht mehr möglich ist, kritisch über Sport zu berichten, weil die Sicherheitsrisiken dadurch so groß oder unkalkulierbar werden, dass eine solche Berichterstattung am Ende gar nicht mehr möglich ist. Das sei kein gutes Zeichen für die Kollegen, die inzwischen in Russland sind, dort recherchieren und von der WM berichten, kritisiert Hajo Seppelt.
Im Ranking der Pressefreiheit - von Reporter ohne Grenzen - liegt Russland auf Rang 148 von 180 Ländern. Durch dieses Ranking werde deutlich, wie problematisch die Pressefreiheit in Russland ist. Besonders schlimm sei es für die Journalisten, die in dem Land leben, sagt Hajo Seppelt.
"Es gibt reihenweise Themen, das ist uns jetzt erschwert worden. Aber wir versuchen das Problem mit anderen Kollegen vor Ort zu lösen."
Man müsse nicht zwangsläufig immer am Ort des Geschehens sein, um darüber zu berichten. Allerdings hätte es bei der Fußballweltmeisterschaft guten Grund und Anlass gegeben, vor Ort zu recherchieren - nicht nur wegen Russland, sondern auch weil bei der WM 32 Länder an den Start gehen und die Fifa die Dopingkontrollen macht.
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