Ob wir Links- oder Rechtshänder werden, wird schon im Mutterleib ausgebildet. Unser Gehirn hat zu dem Zeitpunkt noch nichts damit zu tun. Das haben Biopsychologen herausgefunden.

Bis jetzt gingen Forscher davon aus, dass die dominantere Hirnhälfte bestimmt, welche Seite wir bevorzugen. In den Achtzigern zeigten Ultraschallbilder, dass Kinder im Mutterleib schon ab der achten Woche lieber die eine oder andere Hand bewegen.

Jetzt zeigte sich, dass Embryos die Arme unabhängig voneinander bewegen, also asymmetrisch, noch bevor das Gehirn überhaupt beteiligt ist. Biopsychologin Judith Schmitz hat in Bochum an der Studie mitgeschrieben.

"Das liegt daran, dass zu diesem Zeitpunkt das Rückenmark überhaupt noch nicht funktionell mit dem Gehirn verbunden ist. Demnach kann das Gehirn die Bewegung auch nicht steuern."

Die Befehle für unseren Bewegungsapparat kommen vom Gehirn. Aber wenn wir uns reflexhaft bewegen, zum Beispiel, um einen Sturz zu vermeiden, kommen die Infos direkt vom Rückenmark. Dort haben die Forscher in bestimmten Abschnitten jetzt deutliche Rechts-links-Unterschiede gefunden.

"Hallo Gehirn, ich hab mich hier schon mal festgelegt wegen rechts und links und so, bau das mal weiter aus. Bis jetzt hat man gedacht, dass es andersrum läuft."
Klaus Jansen, DRadio Wissen

Schon in der achten Schwangerschaftswoche sind Gene auf der einen Rückenmarksseite verstärkt abgelesen worden, auf der anderen Seite vermindert. Das heißt, es gibt eine Spaltung, ähnlich wie in der rechten und linken Gehirnhälfte.

Es ist eine ganze Reihe von Genen beteiligt, und Umwelteinflüsse spielen auch eine Rolle, so die Biopsychologin Judith Schmitz. Sie sagt, solche epigenetischen Mechanismen können von Umweltfaktoren beeinflusst werden: zum Beispiel durch Stress während der Schwangerschaft, mütterlicher Stress oder auch hormonelle Einflüsse.

Hormone wie Testosteron können Einfluss auf die Links- oder Rechtshändigkeit haben. Deshalb sind im Schnitt auch mehr Männer als Frauen Rechtshänder.

Shownotes
Händigkeit
Das Rückenmark gibt die Richtung vor
vom 17. Februar 2017
Moderator: 
Paulus Müller
Gesprächspartner: 
Klaus Jansen, DRadio Wissen