Unbekannte haben private Daten Hunderter Politiker und Prominenter veröffentlicht – zum Beispiel von Angela Merkel, Sido und Gronkh. Die Auswahl der Zielpersonen und des Materials erscheint willkürlich, die Methode der Angreifer ist bislang unklar.
Am Donnerstagabend (03.01.2019) wurde entdeckt, dass massenhaft private Daten veröffentlicht wurden – der RBB berichtete. Von Hunderten betroffenen deutschen Landes- und Bundespolitikern ist die Rede. Unter ihnen sollen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble sein. Alle im Bundestag vertretenen Parteien außer der AfD sollen betroffen sein. Vermutlich stammen die Daten aus einem Hacker-Angriff, der bisher allerdings kaum Anzeichen von Systematik erkennen lässt.
Neben Politikern sollen auch Journalisten und zahlreiche Prominente betroffen sein: Jan Böhmermann, Til Schweiger, die Rapper Sido, Materia und K.I.Z., die Youtuber LeFloid und Gronkh.
Über verschiedene Links, die im Netz kursieren und zum Beispiel über einen gehackten Twitter-Account verbreitet werden, sind politische Informationen abrufbar, aber auch persönliche Daten wie Adressen, Handynummern, der Verlauf privater Chats, Rechnungen, Einladungen und Kopien von Personalausweisen.
Am Abend des 04.01.2019 haben wir mit Michael Götschenberg gesprochen. Er betont den unsystematischen Charakter des Datenkonvoluts, das veröffentlicht wurde. Er vermutet, dass die enthaltenen privaten Informationen problematischer sind, als jene politischer Art – beispielsweise solche aus innerparteilicher Kommunikation.
Viele offene Fragen
Schon vor Weihnachten wurden die entsprechenden Tweets veröffentlicht, was zunächst nur einer Teilöffentlichkeit auffiel. Warum Sicherheitsbehörden davon nichts mitbekommen haben, fragt sich auch Wissenschaftsjournalist Peter Welchering. Er sagt:
Am Donnerstagabend (03.01.2019) wurden die Informationen schließlich gezielt verteilt, auch über Messenger wie Telegram. Twitter hat den Account zwar inzwischen aus dem Netz genommen, ließ sich damit allerdings Zeit, sagt Peter Welchering.
Viele Fragen rund um den Angriff sind noch offen, etwa woher die Daten genau kommen und wer ursprünglich dahinter steckt.
Quelle unbekannt
Dass die Links schon vor Weihnachten nach Art eines Adventskalenders über Twitter verbreitet wurden, lässt den Rückschluss zu, dass eine Internet-Plattform und deren Betreiber damit zu tun haben könnte, der sich in Hamburg befinden soll. Diese Internet-Plattform ist Inhaber eines Twitter-Accounts, über den die Links zu den Leaks verbreitet wurden.
Woher die Daten aber generell kommen, ist noch nicht bekannt. Zurzeit geht man davon aus, dass die Daten über verschiedene Handels- und Tauschbörsen im Netz gesammelt wurden.
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Andreas Noll konnte auf verschiedene Daten zugreifen und die Leaks bestätigen. Er sieht keine Parallelen zu dem großen Hacker-Angriff auf den Bundestag im Jahr 2015. Danach wurde dessen komplette IT-Infrastruktur überarbeitet. Damals hatte man gezielt Informationen aus dem Außen- und Verteidigungsministerium abgegriffen.
Die Betroffenen stehen jetzt vor dem Problem, dass die Informationen nicht wieder aus der Welt zu schaffen sind. Das liegt in der Natur von digitaler Verbreitung. Zusätzlich seien vielerorts Kopien der Daten hinterlegt worden, sagt Peter Welchering.
"Da viele Spiegelserver aufgebaut wurden, dürfte es unmöglich sein, die Daten wieder vollständig aus dem Netz zu bekommen."
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