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Mit neuen biotechnischen Verfahren wie der so genannten Genschere lässt sich das Erbgut von Pflanzen gezielt verändern. Wie kann die EU diese Technik regulieren? Ein Vortrag der Rechtswissenschaftlerin Silja Vöneky.

Grüne Gentechnik ist umstritten. Mit der gezielten Veränderung des Erbguts von Pflanzen lassen sich neue Sorten züchten, die zum Beispiel resistenter gegen Schädlinge sind oder sich besser an die Klimaerwärmung anpassen können. Damit könnten neu entwickelte Sorten einen wertvollen Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherung leisten.

"Wie schnell reagiert unser Recht auf neue naturwissenschaftliche und technologische Entwicklungen?"
Silja Vöneky, Rechtswissenschaftlerin

Auf der anderen Seite stehen aber mögliche Risiken dieser Verfahren. Was passiert, wenn wir dauerhaft das Erbgut von bestimmten Pflanzen verändern? In der Europäischen Union sind gentechnische Verfahren zur Veränderung der DNA von Pflanzen seit dem Jahr 2001 streng geregelt. Doch die Biotechnik damals sah noch ganz anders aus als heute. Passt das alte Recht noch zu den aktuellen Verfahren?

Genscher-Verfahren verändern das Erbgut von Pflanzen gezielt

Die neuen Werkzeuge zur Genom-Editierung, auch Genschere (CRISPR/Cas) genannt, greifen viel präziser und gezielter in das Erbgut ein als Verfahren der klassischen Gentechnik. Die rechtliche Regelung in der EU bezieht sich auf die klassischen Verfahren, die im Vergleich zu neuen Verfahren viel unkontrolliertere Eingriffe sind. Viele Naturwissenschaftler*innen fordern deshalb, dass die EU-Regelung nicht für die neuen Genschere-Methoden gelten sollte.

"Bei der Frage, wie rechtlich reguliert werden soll, geht es auch immer um die Frage, welche Gesellschaft wir sein wollen."
Silja Vöneky, Rechtswissenschaftlerin

In ihrem Vortrag argumentiert Silja Vöneky, warum es ihres Erachtens eine richtige gerichtliche Entscheidung der EU war zu sagen, dass die neuen gentechnischen Verfahren sehr wohl unter das alte EU-Recht fallen. Sie erklärt aber auch, warum es vielleicht sinnvoll und nötig ist, das alte EU-Recht zu ändern. Das, so die Rechtswissenschaftlerin, sei aber Aufgabe der Politik, nicht der Gerichte.

Silja Vöneky ist Professorin für Völkerrecht und Rechtsethik an der Universität Freiburg. Ihren Vortrag mit dem Titel "Wie adaptiv ist die EU-Regulierung der Grünen Gentechnik?" hat sie am 04.12.2024 im Rahmen der Studium Generale Vortragsreihe Grüne Gentechnik - Chancen für Nachhaltigkeit an der Universität Freiburg gehalten. Organisiert wurde die Reihe vom dortigen Centre for Integrative Biological Signalling Studies (CIBSS).

Shownotes
Grüne Gentechnik
Passt altes EU-Recht noch zu neuen Biotechnologien?
vom 21. März 2025
Moderation: 
Sibylle Salewski
Vortragende: 
Silja Vöneky, Rechtswissenschaftlerin, Universität Freiburg
Quellen aus der Folge: