Seit das Sparbuch ausgedient hat, sind andere Geldanlagen beliebt, die auch richtig nachhaltig sein können. Die Europäische Union hat nun ebenfalls grüne Anleihen ausgegeben, die ihr quasi aus den Händen gerissen werden. Tatsächlich spricht einiges dafür, die EU-Anleihen zu kaufen, wie uns ein Wirtschaftsforscher erklärt.

Es mache tatsächlich einen Unterschied, ob wir unser Geld in eine grüne EU-Anleihe stecken oder irgendeinen anderen grünen Anbieter finanzieren. Michael Koetter, stellvertretender Präsident des IWH Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, erklärt, dass wir bei Investitionen nicht nur auf das Ziel achten sollten, das wir mit unserem Geld finanzieren, sondern auch auf die Rendite und das Risiko.

Andere Anbieten als die EU zahlen unter Umständen höhere Zinsen an uns für die Anleihe zurück, gleichzeitig könnte aber auch dort das Risiko höher sein, das Geld überhaupt nicht zurückzubekommen.

"Neben der Nachhaltigkeit sind Risiko und Rendite auch wichtige Aspekte."
Michael Koetter, stellvertretender Präsident des IWH Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung

Beispiel: Junges Unternehmen mit einem gewagten Geschäftsmodell, das zwar sehr nachhaltig ist, aber auch scheitern kann: "Es besteht das Risiko, dass ich mein Geld nicht zurückgezahlt bekomme," warnt der Wirtschaftswissenschaftler.

Grüne Anleihen überprüfen

Wer in grüne Anleihen investieren will, sollte genau prüfen, ob es auch ein nachhaltiges Projekt ist, rät Michael Koetter. Dabei hilft der neue EU-Standard, der aber auf Freiwilligkeit beruht. Jedes Unternehmen oder jeder Staat, der sich Geld leiht, kann einen Bond oder Schuldverschreibung als grün labeln lassen und unterstellt sich damit einer strengeren Aufsichtspflicht, sagt Michael Koetter.

Beispiel: Wenn eine große energiefördernde Unternehmung Geld leiht, die Anleihe grün nennt, aber nicht über die EU-Taxonomie laufen und begutachten lässt, seien Zweifel angebracht, ob das wirklich nachhaltig ist.

Sicher investieren

Außerdem sollten wir darauf achten, ob es sich um ein kreditwürdiges Unternehmen oder kreditwürdigen Staat handelt, bei dem wir mit gutem Grund darauf hoffen können, unser Geld wieder zu bekommen.

Neuer Standard: EU-Taxonomie

Anleihen sind dann grün, wenn sie der neuen Taxonomie oder Richtlinien der Europäischen Union entsprechen, erklärt Michael Koetter. Dabei geht es darum, ob die Verwendung des Geldes bestimmten Standards entspricht. Die Anleihe muss für grüne Projekte verwendet werden, sagt Michael Koetter. In der Taxonomie ist ebenfalls festgelegt, dass überprüft wird, ob das Geld auch wirklich "grün" verwendet wird.

Wer unter dem Label "grün" Geld leiht, egal ob es ein Unternehmen oder ein Staat ist, muss auch belegen können, dass es für grüne Projekte eingesetzt wird. Das wird dann von externen Prüfern bestätigt, sagt Michael Koetter.

Qulität der Nachhaltigkeit zeigt Zukunft

Wie grün letztlich diese grüne Anleihe der EU sein wird, hängt von den vielen Projekten ab, die dadurch finanziert werden, schätzt der Wirtschaftswissenschaftler ein. Die EU werde vermutlich viele Projekte im Bereich der energetischen Sanierung finanzieren. Deshalb zweifelt Michael Koetter nicht daran, dass die EU mit der Anleihe etwas finanzieren werde, was nicht nachhaltig ist.

"Bei mir besteht kein Zweifel daran, dass die EU etwas tut, das nicht nachhaltig ist."
Michael Koetter, stellvertretender Präsident des IWH Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung

Mit Blick auf die Klimaziele müssten eigentlich alle Projekte grün werden. Michael Koetter geht davon aus, dass der Markt für grüne Anleihen wachsen wird. Denn auch grüne Projekte unterliegen den Marktmechanismen von Angebot und Nachfrage. Staaten und Unternehmen haben derzeit große Anreize ihre dreckigen Technologien aufzurüsten, deshalb gibt es einen großen Bedarf an dieser Art der Investition, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. Gleichzeitig gibt es einen großen Bedarf bei Investoren und Investorinnen, die umweltbewusst ihr Geld entsprechend dieser grünen EU-Taxonomie einsetzen möchten.

Dieses Angebot von grünen Anleihen und der Nachfrage nach ihnen werde dazu führen, dass dieser Markt wächst, so Michael Koetter. Mit den 12 Milliarden Euro auf eine Laufzeit von 15 Jahren ist die EU derzeit der größte Anbieter auf dem Markt der grünen Anleihen. Die Nachfrage nach dieser Anleihe lag um ein elffaches höher bei gut 135 Milliarden Euro.

Shownotes
Nachhaltig investieren
Warum sich die grüne EU-Anleihe als Geldanlage lohnt
vom 16. Oktober 2021
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Michael Koetter, stellvertretender Präsident des IHW Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung