Grottenolme sehen aus wie lange Würmer, die in Höhlen leben. Dort sind die Lurche ziemlich lässig unterwegs: Sie bewegen sich im Durchschnitt etwa fünf Meter im Jahr. Dann sind sie wahrscheinlich auf Nahrungssuche.
Er mag es kalt und nass, kann über zwölf Stunden ohne Sauerstoff auskommen und bewegt sich nur ungern: der Grottenolm. Ähnlich wie Faultiere sparen Grottenolme so Energie.
Fünf Meter Bewegung pro Jahr
Forschende der Eötvös-Loránd-Universität Budapest haben das Bewegungsverhalten von 19 Grottenolmen zwischen 2010 und 2018 in einer Höhle in Bosnien-Herzegowina untersucht. Das Ergebnis: Im Durchschnitt legten die 19 Grottenolme insgesamt eine Strecke von fünf Metern pro Jahr zurück.
Der Großteil von ihnen hatte sich über Jahre weniger als zehn Meter von ihrem Fundort wegbewegt. Der Olm, der während des Experiments am aktivsten war, hatte in acht Monaten 38 Meter Strecke zurückgelegt. Der bewegungsärmste unter ihnen blieb sieben Jahre auf derselben Stelle sitzen.
"Im Vergleich zu Grottenolmen sind selbst Schnecken die reinsten Marathonläufer."
Sparen sie durch ihr bewegungsarmes Verhalten Energie, können die Grottenolme über einen längeren Zeitraum – manchmal offenbar Jahre – ohne Nahrung überleben.
Dazu zählen besonders Kleinkrebse, die es in den Lebensräumen der Olme, den dunklen Höhlen, nur selten gibt. Also bewegen sich die Lurche eben nur, wenn sie es müssen. Ihr sparsames Verhalten könnte laut den Forschenden ein möglicher Grund sein, warum Grottenolme bis zu zwölf Stunden ohne Sauerstoff auskommen.
Kaum Bewegung, wenig Sauerstoff, langes Leben
Zudem begünstigt ihre Bewegungslosigkeit ihre Lebenserwartung. Die liegt zwischen einigen Jahrzehnten bis 100 Jahren.
Im französischen Moulis erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit 1952 Grottenolme, die ursprünglich aus einem slowenischen Zuchtprogramm stammten. Es zeigt sich: Das älteste Tier ist knapp 70 Jahre alt und hat bisher kaum Symptome beziehungsweise Krankheiten aufgezeigt, die auf das Alter zurückzuführen sind.
Ein Leben lang eine Larve
Erwachsen werden die Grottenolme übrigens nie. Denn: Statt eine Metamorphose zu durchlaufen, bleiben die Olme im Larvenstadium. Das zeigt sich zum Beispiel an ihren Kiemen, die für Larven typisch sind. Im Alter von 15 Jahren werden die Tiere geschlechtsreif und können sich trotz ihres Larvenstadiums fortpflanzen. Die Weiblichen legen etwa alle zwölf Jahre Eier.
Grund für die ausgelassene Metamorphose könnte das bis zu sieben Grad kalte Höhlenwasser sein, vermuten Forschende. Die Kälte des Wassers könne für eine Metamorphose energetisch ungünstig sein.
Kein Licht für den Grottenolmen
Weil sie in den dunklen Höhlen leben, haben die Grottenolme auch keine Pigmente in ihrer Haut. Die ist daher durchscheinend rosa. Zudem sind sie blind. Biologe Mario Ludwig erinnern die Lurche an einen etwa 30 Zentimeter langen Wurm mit winzigen Beinen.
"Der Grottenolm ist unter den Lurchen so was wie Gollum in 'Der Herr der Ringe'."
Ursprünglich kommen die Grottenolme in den Wasserhöhlen des Dinarischen Karst vor. Das ist ein Gebirgszug, der vom äußersten Nordosten Italiens über Slowenien bis ins westliche Kroatien verläuft. Mittlerweile leben auch Grottenolme im Harz oder den Pyrenäen. Die haben Wissenschaftler dort unter anderem zu Forschungszwecken aus Slowenien umgesiedelt.