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Viele träumen von einem Leben mit Hund. Helena entscheidet sich während der Pandemie für ihre Hündin Nili. Wie viel sie dafür mal investieren muss, ist ihr da noch nicht klar. Bereut hat sie es aber nie. Eine Expertin erklärt, worauf wir bei der Hundeanschaffung achten sollten.

Helena ging es während der Pandemie nicht gut. Die Isolation machte ihr zu schaffen. Sie dachte darüber nach, einen Hund in ihr Leben zu holen, traute sich das anfangs aber nicht zu. Helenas Therapeutin bestärkte sie darin, ihren Wunsch in die Tat umzusetzen.

"Ich hatte keine Ahnung, was es heißt, für ein Lebewesen die komplette Verantwortung zu übernehmen."
Helena, ihr Hund Nili ist ihr "Ein und Alles"

Wer sich einen Hund zulegt, hat viele Fragen: Will ich einen Hund vom Züchter oder aus dem Tierschutz? Wo bekomme ich den Hund? Welche Rassen gibt es und was sind ihre Besonderheiten? Oder auch: Wie melde ich ihn bei der Steuer an? Wo bekomme ich einen Sachkundenachweis? Und welche Impfungen brauchen wir? ... und das sind nur einige der Fragen, die sich bei der Hunde-Anschaffung stellen.

"Vor allem am Anfang war es ein konstantes Stadium von Überforderung."
Helena, adoptierte die Hündin Nili, die aus Rumänien nach Deutschland gekommen war

Vieles lernen neue Hundebesitzer*innen aber erst mit der Zeit, wenn sie dann tatsächlich mit ihrem Hund zusammenleben. Wie viel Geld man in die Ausstattung, die Tierarztkosten und das Futter stecken muss, darüber hat sich Helena etwa zunächst keine Gedanken gemacht. Und auch darüber nicht, dass sie möglicherweise in ein Hundetraining investieren muss: Zuerst versuchte sie, den Hund selbst zu erziehen. Dann merkte sie aber, dass sie professionelle Unterstützung dabei braucht, erzählt Helena.

Einen Angsthund erziehen

Nili wurde Helena vor vier Jahren von einer Tierschutzorganisation vermittelt. Ursprünglich kam die Hündin aus Rumänien. Anfangs schnappte sie nach anderen Hunden – offenbar hatte sie mal schlechte Erfahrungen gemacht. So wie Nili haben viele ehemalige Straßenhunde aus anderen Ländern traumatische Situationen erlebt und können deshalb verängstigt sein. So zeigen sie etwa Angst vor Menschen zeigen oder können auch unverträglich mit Artgenossen sein.

"Nili war ein schwieriger Hund. Deswegen war die Dame, die sie mir vermittelt hat auch nochmal überraschter, dass ich sie möchte. Sie war nämlich bissig anderen Hund gegenüber."
Helena, hat sich vor vier Jahren ihre Hündin Nili zugelegt

Auch die Gewöhnung an eine völlig fremde Umgebung und an einen unbekannten Menschen kann erst mal zu Schwierigkeiten führen. Nili zum Beispiel landete wegen ihrer Unverträglichkeit direkt nach ihrer Ankunft in einem Zwinger, erzählt Helena. Erst nachdem sie Nili adoptiert und zu sich geholt hatte, verstand die Hündin allmählich, dass sie sicher ist und ihr Futter nicht verteidigen muss. Dadurch wurde sie auch entspannter gegenüber anderen Hunden.

Die Bereitschaft, das eigene Leben für einen Hund umzukrempeln

Auch die Betreuung ist eine wichtige Frage: "Wo kommt Nili hin, wenn ich mal länger als fünf Stunden weg bin oder in einer anderen Stadt arbeiten muss?" fragte sich Helena. Dank einer guten Freundin, die bei ihr im Haus wohnt, ihres Freundes und der Unterstützung ihrer Mutter konnte sie das zum Glück schnell für sich beantworten.

Es gab auch Zeiten, in denen es Nili, die ein Angsthund ist, nicht so gut ging, weil sie mit der Situation überfordert war, sagt Helena rückblickend. Inzwischen kann sie aber zu Recht stolz über sich sagen, dass sie eine sehr gute Hundebesitzerin ist und dass es ihrer Nili hervorragend geht. Das war ein gemeinsames Lernen, sagt Helena.

"Erst vor einem halben Jahr habe ich so richtig angefangen, das Gefühl zu haben, ich kann Nili ein richtig gutes Leben geben."
Helena, war anfangs mit ihrem Hund Nili überfordert

Die Heimtier-Expertin Judith Förster, die für die Tierschutzstiftung "Vier Pfoten" arbeitet, warnt vor direkt aus dem Ausland importierten Hunden. Sie rät dazu, Tiere zu wählen, die nach dem Import zunächst in einer Pflegestelle oder in einem Tierheim in Deutschland leben. Die seien bereits gut eingeschätzt, sowohl was ihren Charakter als auch was ihre Bedürfnisse angehe.

Folgendes sollten wir auch bedenken, rät Judith Förster außerdem:

  • Wir sollten uns durch eine*n Hundetrainer*in beraten lassen, bevor wir uns für einen Hund entscheiden.
  • Bei einer Mietwohnung sollten wir klären, ob wir einen Hund halten dürfen.
  • Wir sollten klären: Kann ich mir das finanziell leisten?
  • Und: Habe ich die Zeit, auf die Bedürfnisse des Hundes einzugehen? Manche Rassen müssen stärker ausgelastet werden als andere.
  • Will ich zudem eine Kranken- oder OP-Versicherung abschließen? Oder lege ich mir ein entsprechendes finanzielles Polster zu? Kosten für Operationen können nämlich schnell im vierstelligen Bereich liegen.
  • Habe ich die Möglichkeit, dass jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis meinen Hund zuverlässig betreuen kann, wenn eine Notsituation eintritt oder ich selbst mal ohne Hund irgendwohin will oder muss?
  • Komme ich damit klar, mein Leben wegen des Hundes einzuschränken? Denn das ist definitiv erforderlich, betont Judith Förster.
  • Bei Welpenkauf: Ist mir klar, wie viel Arbeit Welpen erfordern? Sie können zum Beispiel anfangs nicht alleine bleiben, sind in der Regel noch nicht stubenrein und müssen Kommandos und An-der-Leine-gehen erst noch lernen – unter anderem.
"Was haben die Hunde für Bedürfnisse? Wollen sie sich viel bewegen? Sind sie kompliziert? Sind es ängstliche Tiere? Und wie können sie mit dem städtischen Umfeld umgehen?"
Judith Förster, Heimtierexpertin für die Tierschutzstiftung "Vier Pfoten"

Übrigens: Wer sich einen Welpen zulegen möchte, kann den nicht nur über Züchter*innen bekommen, erinnert die Heimtierexpertin, auch Tierschutzorganisationen vermitteln Jungtiere. Wenn ihr aber zu einem Züchter geht, dann solltet ihr unbedingt auf euer Bauchgefühl hören, rät sie: Wenn ihr einen komischen Eindruck habt, weil ein*e Züchter*in euch zum Beispiel nicht gut berät oder keine Fragen beantworten kann, dann lasst lieber die Finger weg!

Welcher Hund passt am besten zu mir?

Es sind also eine Menge Fragen und Abwägungen, mit denen wir uns vor der Anschaffung eines Hundes beschäftigen sollten. Aber es lohnt sich! Es ist richtig schön, wenn ihr dadurch das richtige Tier für euch findet, sagt Judith Förster. Ansonsten kann es eben sein, dass das Haustier, das ihr zu euch holt, nicht gut zu euch und eurem Lebensstil passt. Und das kann dann richtig schwierig werden und ist weder für den Mensch noch für den Hund schön, sagt die Heimtier-Expertin.

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Shownotes
Große Entscheidung
Macht uns ein Hund glücklicher?
vom 18. April 2025
Gesprächspartnerin: 
Helena, hat ihre Hündin Nili seit vier Jahren
Gesprächspartnerin: 
Dr. Judith Förster, Heimtierexpertin bei der Tierschutzstiftung Vier Pfoten
Gesprächspartnerin: 
Mandy Weber, Psychologin, hat zu Assistenzhunden geforscht
Autorin und Host: 
Shalin Rogall
Redaktion: 
Betti Brecke, Sarah Brendel, Stefan Krombach
Produktion: 
Philipp Adelmann