Die Grippewelle der letzten Saison war sehr heftig. In diesem Jahr soll eine Vierfach-Impfung besseren Schutz bieten. Gesetzliche Krankenkassen zahlen das auch teilweise. Zu hundert Prozent geschützt sind wir aber trotzdem nicht.

Der letzte Winter war heftig: Laut Robert-Koch-Institut wurden 300.000 Grippefälle gemeldet - 1600 verliefen tödlich. Damit das diesen Winter nicht wieder passiert, wird eine Vierfach-Impfung angeboten. Das heißt, der Impfstoff schützt vor vier verschiedenen Gruppen von Influenza-Viren. 

Das klingt erst mal gut, das Problem ist aber: Wenn der Impfstoff entwickelt wird, lässt sich noch nicht genau sagen, welche Viren diesen Winter im Umlauf sein werden, denn es gibt ja viele verschiedene Grippeviren. Also bleibt die Frage: Bringt es überhaupt etwas, mich zu impfen?

Deutschlandfunk-Nova-Wissenschaftsjournalistin Jennifer Rieger sagt, dass es grundsätzlich zwei verschiedene Typen gibt, die für Menschen gefährlich werden können: Typ A und Typ B. Diese haben jeweils aber noch verschiedene Untergruppen. In der letzten Grippe-Saison war es so, dass die Schutzimpfung diesen einen Virenstamm, der besonders häufig vorkam, nicht abgedeckt hat. So sind viele Menschen krank geworden. 

Grippeschutz wirkt nicht zu 100 Prozent

Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut spricht von einer Impfeffektivität von 50 Prozent, was ihrer Einschätzung nach sogar noch optimistisch ist. 

"Die Influenzaviren zirkulieren. Die Hälfte der Geimpften könnte erkranken, die andere Hälfte ist geschützt."
Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts

Voriges Jahr gab es eine Dreifach-Impfung. Mit der Vierfach-Impfung in diesem Jahr ist also noch eine vierte Komponente hinzu gekommen. Aber auch diese wird nicht alle Virenstämme abdecken können, so Susanne Glasmacher. Trotzdem sei es sinnvoll, sich impfen zu lassen: Grippeinfektionen seien häufig und mit Impfung verläuft die Krankheit wahrscheinlich nicht ganz so schlimm.  

Impfung kann kostenlos sein

Ein Teil von uns wird diese Impfung auch kostenlos erhalten. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Vierfach-Grippeimpfung für Risikopatienten. Das sind Schwangere, ältere Menschen und chronisch Kranken. Außerdem bekommen sie bestimmte Berufsgruppen bezahlt. In der Regel sind Menschen, die viel mit anderen Menschen in Kontakt sind - beispielsweise Busfahrer, Krankenpfleger, Ärzte, Lehrer und so weiter. 

"In den letzten Jahren haben sich zwischen 30 und 40 Prozent der Bevölkerung impfen lassen, das schwankt ein bisschen nach Alter und Berufsgruppe, ist jetzt aber nicht so viel."
Jennifer Rieger, Deutschlandfunk Nova

Wer nicht dazu gehört, sollte aber trotzdem checken, ob er die Impfung nicht vielleicht doch bezahlt bekommt, denn manche Krankenkassen übernehmen die Kosten generell für alle, oder in manchen Fällen bieten es auch Arbeitgeber an.

Erkältung gibt es trotz Impfung

Natürlich sagen aber auch viele, dass sie sich nicht impfen lassen, weil sie danach erst einmal krank werden. Dieses Argument lässt Susanne Stöcker vom Paul-Ehrlich-Institut, das für die Prüfung der Impfstoffe zuständig ist, nicht gelten. Sie sagt, die Begriffe Grippe, grippaler Infekt und Erkältung würden zu häufig miteinander vermischt, beziehungsweise verwechselt, was Verunsicherung schaffe. Sie glaubt, dass sich viele nach der Grippeimpfung schlicht eine Erkältung einfangen, was aber nichts mit der Wirkung des Impfstoffs zu tun habe. 

Mehr zum Thema Grippe: 

Shownotes
Virus-Infektionen vorbeugen
Kein umfassender Grippe-Schutz trotz Vierfach-Impfung
vom 13. November 2018
Moderatorin: 
Steffi Orbach
Gesprächspartnerin: 
Jennifer Rieger, Deutschlandfunk Nova