Seit 2016 klagen Botschafter aus den USA und Kanada über seltsame Geräusche in ihren Büros auf Kuba, die unter anderem Übelkeit ausgelöst haben sollen. Forscher wollen nun den Ursprung der Töne gefunden haben: Es handele sich um lautes Grillen-Zirpen.
Vor einigen Jahren meldeten kanadische und amerikanische Diplomaten auf Kuba merkwürdige Töne, die Übelkeit, Kopfschmerzen und weitere Symptome ausgelöst haben sollen. Bei einigen Angestellten werden sogar Gehörverlust und Hirn-Traumata vermutet. Die Beschwerden waren so groß, dass die amerikanische Botschaft mehr als die Hälfte ihrer Mitarbeiter aus dem Standort in Havanna abgezogen hat.
Diplomaten auf Kuba: Krank durch mysteriöse Geräusche
Die Ursache des Geräuschs blieb unklar. Einige Medien spekulierten, dass die Diplomaten mithilfe von hochfrequentierten Schallwellen angegriffen worden seien.
Doch nun tippen Wissenschaftler aus Kalifornien und England auf eine vollkommen andere Quelle: Die störenden Töne sollen von Grillen stammen, und zwar von der karibischen Art Anurogryllus Celerinictus, zu Deutsch: die Karibische Kurzschwanz-Grille.
"Die Frequenz liegt bei knapp 7000 Hertz - schön nervig schrill."
Bei den ersten Berichten im Jahr 2017 veröffentlichte die Nachrichtenagentur AP einen Tonmitschnitt der Geräusche, über die sich die Mitarbeiter beklagten. Die Forscher untersuchten diese Aufnahme und stellten fest, dass die Töne nach Grillen klingen. Sie verglichen die Aufnahme dann mit einer Datenbank mit Grillen-Geräuschen. Dabei entdeckten die Wissenschaftler das Zirpen der karibischen Kurzschwanz-Grille, welches den aufgenommenen Geräuschen stark ähnelte.
Die Töne aus dem Raum der Botschaft pulsierten jedoch stärker als das Grillenzirpen aus der Datenbank. Aber auch diese Ungereimtheit konnten die Forscher lösen: Die Geräusche in der Botschaft wurden in einem Innenraum aufgenommen. Bei einem entsprechenden Test klang das Geräusch dann genau wie auf der Original-Aufnahme.
Rätsel um Geräusch trotzdem nicht ganz gelöst
Die Theorie zum Schallwellen-Angriff ist aber trotzdem nicht ganz vom Tisch: Die Forscher betonen selbst, dass sie die Ursachen der Verletzungen nicht herausgefunden haben. Sie hätten lediglich eine Audio-Datei ausgewertet und gezeigt, dass darauf Grillen-Geräusche zu hören sind. Laut einem Tier-Sensoriker, der der britischen Zeitung The Guardian ein Interview gegeben hat, kann Grillenzirpen höchstens eine schlaflose Nacht verursachen.
"In der New York Times wird ein Arzt zitiert, der sagt, dass das schon schlimm war für die Mitarbeiter der Botschaft. Forscher der Uni Pennsylvania sagen: Die haben Verletzungen im Hörapparat erlitten. Es geht hin und her."
Auch wurde die Studie noch von keinem Wissenschaftler gegengeprüft, also könnte es durchaus noch Lücken in der Theorie geben.
Wenig später haben sich auch US-Diplomaten in China wegen ganz ähnlicher Symptome beschwert. Die Grillenart ist jedoch nur auf der Karibik heimisch. Das spricht wiederum für eine Schallfrequenz als Ursache - schließlich ist nicht jede Frequenz vom menschlichen Ohr wahrnehmbar.