Trotz Milliardenunterstützung - in Griechenland geht es einfach nicht voran. Eine Studie zeigt: Von den Hilfsgeldern kommt kaum etwas im griechischen Haushalt an. "Die Leute sind desillusioniert", sagt Deutsch-Grieche Antonis Schwarz.
Lange Zeit haben wir wenig aus Griechenland gehört - jedenfalls wenig zur aktuellen wirtschaftlichen Situation. Jetzt rückt die wieder in den Vordergrund: Am Montag (09.05.2016) treffen sich die Euro-Finanzminister in Brüssel. Es geht um die nächste Tranche des im Sommer 2015 beschlossenen dritten Hilfspakets. Das braucht man in Griechenland dringend.
Fragliche Hilfsprogramme
Nun zeigt eine aktuelle Studie der European School of Management and Technology (ESMT), dass von den Hilfsgeldern, die nach Griechenland fließen, nur wenig direkt im griechischen Haushalt ankommt. Die Ökonomen haben untersucht, wohin die rund 216 Milliarden Euro der ersten beiden Rettungspakete geflossen sind. Das Ergebnis: Das Geld ging hauptsächlich an die Gläubiger und wurde zur Rekapitalisierung der Banken verwendet.
Das große Risiko, das dabei entstanden ist, sei, dass die Forderungen nun von der privaten Seite auf den öffentlichen Sektor, also die Steuerzahler, übertragen wurden, so Jörg Rocholl. Der Kern des Problems liege aber im Land selbst: "Griechenland hat es nicht geschafft, die Reformen in einem angemessenen Tempo durchzuführen. Viele Reformen auf der strukturellen Ebene sind ausgeblieben." Teils fehlte es auch am politischen Willen.
Sich durchschlagen oder auswandern
Der Deutsch-Grieche Antonis Schwarz lebt in Athen. Er liebt die griechische Mentalität, die entspannte Art zu leben. Aber er sagt auch: "Es gibt eine tiefe Unzufriedenheit." Viele junge Leute werden schlecht oder gar nicht bezahlt. Viele schielen auch nach Europa und denken daran, das Land zu verlassen.
"Die Leute stecken den Kopf in den Sand und sind desillusioniert."
Antonis beobachtet die politische Situation in seinem Land genau. Er ist Mitbegründer der Internetplattform vouliwatch.gr - der griechischen Version von abgeordnetenwatch.de. Neuerdings rappt er auch. In seinem Song "Ein Jahr in Athen" beschreibt er, wie er die aktuelle politische Situation wahr nimmt.
"Jetzt haben wir ein neues Programm, an das keiner glaubt, an dem keiner schraubt. Wir haben die ganze Rechte auf dem Vormarsch, Digger leck' mich doch am Arsch."
2015 gab es einen Hoffnungsmoment, sagt Antonis, als die Regierung Tsipras antrat. Aber dann wurde schnell klar, dass es einfach weiter gehe wie bisher. Man dürfe nicht vergessen, sagt Antonis, dass es in Griechenland viele hausgemachte Probleme gebe, Klientelwirtschaft etwa und keine wirklich unabhängige Justiz. "Ich wünsche mir einen Neuanfang", sagt Antonis. Mehr direkte Demokratie wie in der Schweiz. Und mehr Entscheidungsmöglichkeiten für die Bürger.