Vera lebt in Konstanz, ihr Freund in der Schweiz. Seit zwei Monaten können die beiden sich nicht sehen. Ein Europarechtler sagt, die strikte Grenzschließung ist schwer zu rechtfertigen.
Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Vera Pache lebt in Konstanz. Ihr Freund Marc lebt auf der anderen Seite der Grenze in der Schweiz. Seit fast zwei Monaten konnten sich die beiden nicht mehr sehen. Denn die Grenze dürfen nur Pendler und Pendlerinnen überqueren, die im jeweils anderen Land arbeiten. Oder Paare, die verheiratet sind.
Für Vera und ihren Freund bleibt da nur: viel telefonieren. Blöd sei vor allem, dass immer wieder neuen Daten genannt würden, an denen die Grenze wieder öffnen könnte, sagt Vera. Doch dann bleibt alles beim Alten und die Grenze dicht.
Menschen stehen am Grenzzaun und winken
Veras Freund wohnt nicht direkt an der Grenze. Deshalb haben sich die beiden noch nicht am Grenzübergang getroffen. Aber viele tun das. An den aufgebauten Grenzzäunen treffen sich Menschen, um sich zuzuwinken und sich zu unterhalten.
Schwierig ist die Ungewissheit
Bislang meistern Vera und ihr Freund die anhaltende Distanz ganz gut. Was das Nicht-Sehen-Können für das Miteinander bedeutet, ist schwierig einzuschätzen. "Das wird sich erst zeigen, wenn wir uns dann wiedersehen", sagt Vera.
Vor allem die Ungewissheit, wann die Grenze wieder öffnet, sei frustrierend. Deshalb fällt es ihr auch schwer, Vorfreude auf das Wiedersehen zu empfinden und Pläne zu machen, was man dann alles miteinander erlebt und unternimmt.
"Ich traue mich gar nicht so richtig, mich vorzufreuen. Denn das ist alles so ungewiss."
Auch viele andere Menschen in Konstanz leiden unter der Grenzschließung. "Fast jeder hat eine Geschichte zu erzählen", sagt Vera. Viele haben Freunde in der Schweiz oder auch Familie, die sie zurzeit nicht sehen dürfen.
Europarechtler zur Schließung der Grenzen
Der Europarechtler Daniel Thym hält die anhaltende Grenzschließung für problematisch. Es gelte ein Diskriminierungsverbot. "Man muss innerstaatliche und grenzüberschreitende Sachverhalte ähnlich behandeln", sagt Daniel Thym.
Im März sei die Situation im Zuge des Ausbruchs des Corona-Pandemie unübersichtlich gewesen. Aus den Nachbarländern kamen Menschen mit Infektionen. "Damals war es richtig, die Grenze zu schließen." Aber die Situation habe sich eben geändert.
Wenn in den Staaten nun Lockerungen der Maßnahmen erfolgen, müsse das auch für die Situation an den Grenzen gelten. Kontrollen dürften weiterhin stattfinden, aber die Menschen sollten wieder mehr reisen dürfen.
Daniel Thym sieht auch die Gefahr, dass sonst das grenzüberschreitende Gemeinschaftsgefühl, wie es zum Beispiel in Konstanz herrsche, beschädigt wird.
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