• Deutschlandfunk App
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Anna Laura war vier Jahre lang in einer toxischen Beziehung. Deshalb will sie künftig ihre Grenzen klar ziehen. Dafür schreibt sie auf, was sie sich beim Dating wünscht – die Liste hat über 70 Punkte.

Anna Laura schaut sich alte Fotos an. Auf manchen ist ihre Oma drauf, die nicht mehr am Leben ist. Das macht sie traurig – aber gleichzeitig ist es ein Schlüsselmoment. Über ihre Beziehung, in der sie zu der Zeit noch ist, denkt sie jetzt anders.

"Statt die Zeit mit meiner Oma, die mich über alles liebt und jetzt nicht mehr da ist, hatte ich sie mit jemandem verbracht, der nicht mal gut zu mir war", erzählt die 24-Jährige. Vier Jahre war sie mit ihm zusammen. Heute sagt sie, dass das eine toxische Beziehung war.

"Vieles auf der Liste ist einfach das Minimum."
Anna Laura

Deshalb hatte sie das Gefühl, sie müsse definieren, was sie künftig fordert. "Damit ich meine Zeit nur noch Menschen gebe, die es auch wirklich wert sind." Sie schreibt für sich auf, was ihr beim Dating wichtig ist. Über 70 Punkte stehen auf der Liste.

"Da kriegen alle immer ganz, ganz große Augen, wenn ich das erzähle", sagt sie. "Aber vieles davon ist einfach das Minimum." Auf Anna Lauras Liste steht zum Beispiel, dass ihr Date gut mit ihr umgeht, sich sehr gut mit ihrer Familie versteht oder positiv denkt.

Grenzen kommunizieren – sich und anderen

Und wie hat Anna Laura gemerkt, was ihr eigentlich wichtig ist? Sie hat im vergangenen Jahr eine teilstationäre Therapie gemacht. Dort hatte sie die Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wer sie ist und was sie braucht.

Außerdem hat die 24-Jährige alle vergangenen Beziehungen reflektiert, nach Mustern gesucht – und ihren jeweiligen Anteil daran hinterfragt. Anna Laura hat sich überlegt, wann sie sich gut fühlte und wann nicht und was sie in den weniger guten Momenten gebraucht hätte.

Aufs Bauchgefühl verlassen

Bei neuen Dates hört sie noch viel stärker auf ihr Bauchgefühl. "Ich habe gemerkt, dass ich immer von Anfang an wusste, ob jemand gut für mich ist oder nicht." Das klingt vielleicht simpel, aber man muss wirklich sehr achtsam mit sich selbst sein, findet Anna Laura.

Bei ihrer letzten Dating-Erfahrung wollte sie bewusst gegen ihr negatives Bauchgefühl arbeiten. "Aber damit lag ich dann falsch." Natürlich gibt sie ihren Dates die Liste vorher nicht. "Ich lerne jemanden immer offen kennen (...) und schaue dann, wie ich mich damit fühlte."

Ich- statt Du-Botschaften

Was sie beim Dating nicht mehr macht, ist Oversharing. Sie erzählt zum Beispiel vorsichtiger von ihrer Therapie. "Man macht sich so sehr angreifbar. Ich habe ihm das Handbuch, wie man mich kaputt machen kann, in die Hand gelegt." Grenzen gelten also nicht nur für die anderen, sondern auch für sie selbst.

Und wie kommuniziert Anna Laura ihre Grenzen? Dafür hat sie einen einfachen Tipp. Sie formuliert Ich- statt Du-Botschaften. Zum Beispiel: "Ich fühle mich so, weil…" – so wird das Gegenüber nicht attackiert.

Genau zu wissen, was wir selbst wollen, ist gar nicht so einfach, bestätigt die Paartherapeutin Miriam Dialo. Dabei können Fragen helfen:

  • Wie fühlt es sich an, wenn etwas gut oder weniger gut läuft?
  • Wie merke ich das körperlich?
  • Und was brauche ich dann?

Zeitlimit beim ersten Date

Genau zu wissen, was wir selbst wollen, ist gar nicht so einfach, bestätigt die Paartherapeutin Miriam Dialo. Dabei können Fragen helfen:

  • Wie fühlt es sich an, wenn etwas gut oder weniger gut läuft?
  • Wie merke ich das körperlich?
  • Und was brauche ich dann?

So eine Liste kann sinnvoll und hilfreich sein, findet die Paartherapeutin. "Vor allem, wenn ich mir beim Date unsicher bin, kann es helfen, sich daran zu erinnern."

Und sie hat noch mehr Tipps, vor allem für die ersten Dates. So empfiehlt sie etwa, sich einen zeitlichen Rahmen zu setzen: "Dann hat man im Nachhinein Zeit, sich zu fragen, ob sich das gut anfühlte, oder ob es Situationen gab, die man schon aus negativen Beziehungen kennt."

Grenzen setzen vor dem Spiegel üben

Wenn man während des Dates eine Grenze verschieben möchte, kann man sich fragen, ob man das wirklich will – und woher das kommt. "Oder ist es, weil ich unsicher bin oder gefallen möchte?" Die Paartherapeutin Miriam Dialo betont, dass das aber Übung erfordert.

"Wenn wir das Gefühl haben, wir fühlen uns wohl und haben Spaß, dann ist das das Wichtigste."
Miriam Dialo, Paartherapeutin

Wenn Grenzen überschritten werden, sollte man das kommunizieren – sprachlich und körperlich. Das lässt sich auch zu Hause vor dem Spiegel üben. "Und eine Person, die für uns richtig ist, wird das in dem Moment akzeptieren und vielleicht sogar gut finden."

Reflexion kommt nach dem Date

Das gilt auch, wenn Grenzen schon überschritten wurden und das erst im Nachhinein auffällt. Je nachdem, was das mit uns gemacht hat, empfiehlt Miriam Dialo, sich erstmal um sich selbst zu kümmern und nicht noch mehr Kontakt zu suchen. Wenn man aber den Kontakt behalten möchte, sollte man das auf jeden Fall ansprechen.

Listen im Kopf haben, Grenzen setzen, erkennen und kommunizieren – das alles kann uns auch unentspannt machen. "Wenn wir das Gefühl haben, wir fühlen uns wohl und haben Spaß, dann ist das das Wichtigste", sagt die Paartherapeutin. Dates sollte man genießen, wenn sie schön und angenehm sind. Fürs ausführliche Nachdenken und Reflektieren bleibt danach noch Zeit.

Hinweis: Auf unserem Bild oben ist nicht Anna Laura zu sehen.

Meldet euch!

Ihr könnt das Team von Facts & Feelings über Whatsapp erreichen.

Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?

Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an factsundfeelings@deutschlandradio.de.

Wichtig:
Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei Whatsapp die Datenschutzrichtlinien von Whatsapp.

Shownotes
Bei sich bleiben
Wie setze ich beim Dating Grenzen?
vom 07. April 2025
Gesprächspartnerin: 
Anna Laura, hat eine Liste erstellt, um Grenzen bei Dates zu setzen
Gesprächspartnerin: 
Miriam Dialo, Paartherapeutin und Coach
Host & Autorin: 
Caro Nieder
Redaktion: 
Ivy Nortey, Friederike Seeger
Produktion: 
Norman Wollmacher