Moonshot CVE stammt aus dem Umfeld von Google. Bislang wurde die Software vor allem eingesetzt, wenn Menschen ungewöhnlich oft nach extremistischen Inhalten gesucht haben. Jetzt sollen auch Impfgegner rausgefiltert werden, um ihnen gegenteilige Informationen anzuzeigen.
Moonshot CVE ist ein Start-up. CVE steht für "Countering Violent Extremism". Die Idee dahinter: Wer im Netz nach einschlägigem Material sucht, zum Beispiel Bombenbauanleitungen oder Enthauptungsvideos, bekommt stattdessen Hinweise eingeblendet, warum Terror vielleicht doch nicht so toll ist oder sie bekommen Links zu islamismus- und terrorkritischen Videos oder Beratungsangeboten. Ein ähnliches Prinzip soll jetzt auch bei Menschen angewendet werden, die sich intensiv mit Impfkritik beschäftigen.
Grundsätzlich funktioniert die Methode wie zielgerichtete Internetwerbung. Da filtert eine Software raus, welche Suchbegriffe jemand verwendet und zeigt anhand der Suchbegriffe zugeschnittene Werbung an. Also wenn Facebook oder Google feststellen, dass ihr euch für eine bestimmte Sportart besonders interessiert, bekommt ihr vor allem Werbung rund um diese Sportart angezeigt. Zum Beispiel Klamotten oder Hinweise zu bestimmten Events. Mit einer ähnlichen Methode lässt sich auch feststellen, ob jemand besonders viel mit Inhalten von Impfgegnern interagiert. Dann werden zu den Suchanfragen zu Seiten von Impfgegnern auch Ergebnisse angezeigt, die sich pro Impfen aussprechen.
Destruktives Verhalten
Bislang waren im Fokus von Moonshot CVE vor allem Rechtsextremismus, Rassismus und gewaltbereite Islamisten. Dass jetzt auch Impfgegner in den Fokus genommen werden, erklären die Vertreter der Firma damit, dass sie ihre "Redirect Method", also das Weiterleiten auf anderweitige oder gegenteilige Informationen, auf jegliches destruktives Verhalten von Online-Communities ausweiten will.
Impfgegner werden von Moonshot CVE deshalb zu den "destructive online communities" erklärt, weil Menschen, die radikal eine Impfung ihrer Kinder verweigern, eben auch gesellschaftliches, destruktives Potential haben, heißt es in einem Artikel des britischen Guardian dazu. Denn ungeimpfte Kinder können andere anstecken und dafür sorgen, dass ausgerottete Krankheiten wiederkehren. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Impfverweigerung 2019 zu den zehn größten Bedrohungen der globale Gesundheit erklärt.
"Man muss sich einfach klar machen – Wahrheit oder Objektivität gibt es nicht im Netz und auch nicht woanders, das muss man sich schon selbst zusammensuchen."
Es gibt aber auch Kritik an diesem Vorgehen. Bereits 2017 hat sich Netzpolitik.org mit dem Thema beschäftigt. Denn es ist natürlich durchaus diskutabel, was Extremismus ist, was gesellschaftlich schädigendes Verhalten ist, wo das anfängt und wer da eigentlich die Definition liefern soll. Der Staat? Oder Unternehmen wie Moonshot oder Google? Für Moonshot ist die Antwort klar. Denn, so das Unternehmen, man biete lediglich alternative Informationen an und die Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern. Dem gegenüber stehen aber auch Algorithmen, die zum Beispiel impfkritische Bücher in die Bestenlisten von Amazon und Google hochpuschen. Netzreporter Michael Gessat hat trotzdem Bauchschmerzen, in Bezug auf das re-directen oder "bekehren" von Menschen.