Oft müssen es nicht einmal die großen Themen wie der Gender Pay Gap oder die Zahl an Femiziden sein, die deutlich machen: Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern gibt es in Deutschland (noch) nicht. Selbst in Floskeln drücken sich Ungerechtigkeiten aus. Darüber zu sprechen findet die Autorin Alexandra Zykunov wichtig. Sie hat das Buch geschrieben "Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!".
Habt ihr schon einmal vom Pick Me Girl gehört? Das ist die Art Frau, die sagt, sie ist nicht wie andere Frauen. Diese wären ja viel zu anstrengend, zickig und überhaupt verbringe sie ihre Zeit deswegen lieber mit Männern.
Wie sollen wir mit so einer Person solidarisch bleiben, wenn wir doch eigentlich der Meinung sind, dass Frauen einander unterstützen sollen? Darüber diskutieren wir in "Eine Stunde Liebe" mit der Journalistin, Autorin und Content-Creatorin Alexandra Zykunov.
Ungleichheit im Alltag erkennen
Sie hat das Buch "Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!" herausgebracht, in dem sie anhand von 25 typischen Floskel-Sätzen zerlegt, warum Männer und Frauen noch nicht gleichberechtigt sind. Hinterlegt mit zahlreichen Studien arbeitet sie sich durch Sätze wie "Hast du ein Glück, dass dein Mann zu Hause so viel mithilft" oder auch "Meine Frau hat einfach höhere Sauberkeitsstandards als ich".
Die Arbeit am Buch hat Alexandra in vielerlei Hinsicht auch selbst die Augen geöffnet. Sie realisiert jetzt im Alltag häufiger, wo viele kleine und große Ungerechtigkeiten auftauchen, die ständig reproduziert werden. Ein Beispiel dafür sind Filme, in denen Frauen über Themen wie Liebe oder Männer sprechen, die männlichen Darsteller hingegen nur an ihrer Karriere schrauben.
"Ich habe jetzt dieses Horror-Wissen und ich will es einfach mit so vielen Frauen wie möglich teilen."
Aber noch mal zurück zu den Pick Me Girls. Wie sollen wir reagieren, wenn eine Freundin, mit der wir uns eigentlich ganz gut verstehen, plötzlich anfängt, andere Frauen abzuwerten? Erst einmal sollten wir versuchen zu verstehen, warum Frauen manchmal so drauf sind, sagt Alexandra.
Oft stecke hinter solchen Aussagen internalisierte Misogynie, die die Person selbst gar nicht bemerke. Wird sie darauf aufmerksam gemacht, reflektiert sie vielleicht das eigene Verhalten. Trotzdem sagt Alexandra: Es gibt Grenzen, wenn die Person das Problem nicht versteht. Dann würde auch sie irgendwann abblocken.
"Da würde ich dann auch mich und meine Energie schützen und zu Freundinnen gehen, die sich schon ansatzweise selbst auf den Weg gemacht haben."
In "Eine Stunde Liebe" spricht Alexandra Zykunov unter anderem darüber, wie man seine Freund*innen dazu ermutigen kann, sich selbst auf den Weg zu mehr Gleichberechtigung zu machen und wie man lernt, dass viele Entscheidungen, die wir treffen, gar nicht so individuell sind, wie vielleicht gedacht.