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Duschen bei Gewitter? Oder Telefonieren mit dem Kabel am Netz? Besser nicht, raten Wetterexperten. Wir haben ein paar Mythen hinterfragt und Tipps für euch, was ihr bei Gewitter beachten solltet.

Jedes Jahr sterben in Deutschland fünf bis sieben Menschen durch einen Blitzeinschlag - verletzt werden deutlich mehr. Eigentlich sollten wir doch genau wissen, was zu tun ist, wenn es gewittert. Ja, aber was denn eigentlich genau?

Martin Jonas ist Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach und hat ein paar Tipps für uns: Zum Beispiel sollten wir vermeiden, in der Nähe eines Blitzableiters zu stehen. 

In der Natur ist es ratsam:

  • nicht zu reiten - wegen der Höhe
  • nicht zu golfen - weil wir dann auf einer freien Fläche stehen
  • nicht schwimmen, weil Wasser leitet
  • nicht unter Bäume Schutz zu suchen
  • und wir sollten uns auch nicht flach auf den Boden legen

Stattdessen sollten wir einen Graben oder eine Mulde suchen und uns hinhocken. Martin Jonas rät, die Füße so eng wie möglich nebeneinanderzustellen: "Denn - wenn der Blitz in der Nähe einschlägt - je näher die Füße aneinander stehen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Strom durch die Füße abfließt." 

Autos sind bei Gewitter ein guter Schutz

Ein Auto ist außerdem nach wie vor ein sehr guter Schutz bei Gewitter - auch, wenn es Berichte gibt, dass neue Autos wegen des Karbons in der Karosserie nicht mehr ausreichend Schutz bieten. Das sei Quatsch, sagt Martin Jonas: "Im Kern bestehen die meisten Autos aus Stahl und da ist man schon sicher."

Der sogenannte "Faradaysche Käfig" bedeutet, dass der Strom bei einem Einschlag durch die Metallkarosserie in den Boden fließt. Der Begriff geht auf den englischen Naturwissenschaftler und Physiker Michael Faraday Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Der hat übrigens auch den Luftballon und den Kühlschrank erfunden.

"Ob man jetzt bei einem Gewitter fernsehen sollte? Auch das könnte man sich sparen."
Martin Jonas, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst

Wenn wir zu Hause sind:

Wenn wir zu Hause sind - und nicht gerade in einer Bretterhütte wohnen, sind wir dort ziemlich sicher, allerdings gibt es tatsächlich Einschränkungen, zum Beispiel wenn wir telefonieren: "Ich würde davon abraten während des Gewitters zu telefonieren, während das Gerät am Netz angeschlossen ist", sagt Martin Jonas. 

Das Problem ist nämlich, dass wenn der Blitz ins Haus einschlägt, der Strom durchaus seinen Weg durch das Stromnetz nehmen kann. Eigentlich sollen Sicherungen davor schützen, indem sie rausspringen. Aber bei dermaßen heftigen Entladungen können Sicherungen auch durchschmoren und dafür sorgen, dass eingestöpselte Geräte unter Hochspannung geraten. Also nicht nur Telefone, sondern auch Laptops mit wichtigen Daten.

"Beim Duschen - im Neubau kein Problem, wenn es Leitungen aus Kunststoff sind. Wenn es Metallwasserleitungen im Altbau gibt, durchaus vorsichtig sein."
Sven Plöger, ARD-Wetterexperte

Außerdem sind Wasserleitungen, anders als Stromleitungen, nicht über Sicherungen gesichert. Schlägt der Blitz in die Leitung ein, steht die ganze Leitung unter Strom und obendrein ist Wasser ja auch ein guter Leiter. Deswegen raten Meteorologen, bei Gewitter eher nicht zu duschen.

Wer jetzt denkt – naja, das alles braucht mit nicht so zu interessieren, die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden ist doch sehr gering - dem sei noch ein letzter Fakt mitgegeben: Die Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden liegt bei 1:6 Millionen. Der Sechser im Lotto ist mit 1:15,5 Millionen weitaus seltener.

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Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Gewitter
Was tun, wenn's blitzt
vom 11. Juni 2018
Autorin: 
Rebekka Endler
Moderator: 
Thilo Jahn