Mehrere Fälle, in denen kritische Journalisten getötet wurden, sorgen derzeit für Aufsehen. Eine Doku beschäftigt sich damit und zeigt: Wenn Europa nicht dafür einsteht, diese Morde lückenlos aufzuklären, werden am Ende auch die freie Presse und die politische Kultur zu den Opfern dieser Taten zählen.
Am 16. Oktober 2017 explodiert auf Malta das Auto einer Journalistin. Die Bombe tötet Daphne Caruana Galizia am helllichten Tag. Im Februar 2018 werden die Leichen eines jungen Paares gefunden. Der slowakische Reporter Jan Kuciak und seine Verlobte wurden in ihrem Haus brutal hingerichtet.
Beide Morde haben zu Protesten geführt. Die europäische Öffentlichkeit interessierte sich plötzlich für diese kleinen EU-Mitgliedsländer. Und die Menschen stellten immer wieder dieselben Fragen: Warum mussten die Journalisten sterben? Reporter von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung sind diesen Fragen nachgegangen.
Antworten gibt es in der Dokumentation "Schweig. Oder stirb", die in dieser Woche im Ersten lief und noch in der Mediathek abrufbar ist. Andreas Spinrath ist einer der Filmemacher und ist zu Gast in dieser Sendung. Er berichtet von den Recherchen und was er über die Pressefreiheit in Europa gelernt hat.
Bulgarien beklagt vorschnelle Verurteilung im Fall Marinowa
In dieser Woche hat der Tod der bulgarischen Fernsehjournalistin Wiktorija Marinowa für Aufsehen gesorgt. Regierungen und internationale Organisationen fordern eine rasche Aufklärung des Mordes. Die Spuren des Tatverdächtigen führen nach Deutschland, ein Mann in Stade (Niedersachsen) wird festgenommen. Der Mann soll nun auf der Grundlage eines Europäischen Haftbefehls nach Bulgarien ausgeliefert werden. Die bulgarische Staatsanwaltschaft geht jedoch nicht von einem Zusammenhang zwischen dem Verbrechen und dem Beruf der Journalistin aus, sondern von einem spontanen Angriff aus sexuellen Motiven.
Doch der Fall ist bereits zum Politikum geworden. Bulgariens Regierungschef Boiko Borissow kritisierte die Reaktionen im Ausland als vorschnell. Er verurteilte den internationalen Druck – auch aus Brüssel – gegenüber Bulgarien, den Mord an Marinowa rasch aufzudecken. "Trotz alldem, was sie uns gelehrt haben (…) niemanden zu beschuldigen, bevor etwas nicht bewiesen ist, schlugen sie auf uns mit Tweets ein", kritisierte Borissow. Medienjournalist Daniel Bouhs setzt sich in dieser Ausgabe mit diesem Fall auseinander.
Mitreden und Nachhören
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