Der Sportartikelhersteller Nike hat zusammen mit einer Psychotherapeutin einen Schuh entwickelt, der auf psychische Probleme aufmerksam machen soll.
Der Sneaker kommt in weiß und hellgrün daher – der Farbe, die für psychische Gesundheit stehen soll. Und statt in der bekannten geschwungenen Darstellung ist das Herstellerlogo in einer Wellenform zu sehen. Das soll zeigen, dass die psychische Gesundheit eines Menschen nicht immer gleich ist, sondern sich verändern kann, erklärt Matthis Dierkes von Deutschlandfunk Nova. Jede und jeder von uns kann mal gute und mal schlechte Phasen haben. Auf der Lasche steht außerdem "Have a NYC day".
Nike hat für den Sneaker mit der Psychotherapeutin Liz Beecroft aus New York zusammengearbeitet. Auf ihrem Instagram-Account (13.000 Follower) nennt sie sich "mental health advocate" und gleichzeitig "a girl who loves a good sneaker".
Kooperation mit einer Psychotherapeutin
Beecroft hat mit dem Schuh ein bisschen ihre eigene Lebensgeschichte aufgearbeitet, erklärt Matthis Dierkes. Sie habe diesen Schuh designt, weil sie früher selbst psychische Probleme hatte: Als Kind sei sie wegen krankhaftem Heimweh in Behandlung gewesen, als Jugendliche später dann unter anderem wegen Beziehungen, die in die Brüche gegangen sind, schreibt sie in einem langem Artikel.
"Die Psychotherapeutin hat mit dem Sneaker ihre eigene Lebensgeschichte aufgearbeitet."
Der Hersteller bewirbt seinen neuen Schuh, indem er dem Produkt ein paar Fakten beifügt – zum Beispiel, dass einer von fünf Erwachsenen psychische Probleme habe oder dass in den USA jedes Jahr 38.000 Menschen Selbstmord begingen.
Mit 180 Dollar ist der Schuh nicht gerade billig – neben der PR für psychische Gesundheit wird er also bestimmt auch dem Hersteller gut tun. Ein Teil des Verkaufspreises geht aber immerhin an eine Stiftung für Selbstmord-Prävention – wie viel genau, gibt Nike leider nicht an, sagt Matthis Dierkes.
Viele Hersteller springen auf den Zug auf
In einem Aktionsmonat für psychische Gesundheit haben 2019 auch andere Schuh-Hersteller vergleichbare Modelle rausgebracht. Adidas hat mit einer Video-Kampagne auf das Problem aufmerksam gemacht.
Manche Klamotten-Labels haben sich inzwischen sogar auf das Thema psychische Gesundheit spezialisiert: Die Streetwear-Marke "Madhappy" zum Beispiel bringt ihre Produkte stets in bestimmten "fröhlichen" Farben wie hellgrün, hellblau oder rosa auf den Markt. Teile der Verkaufserlöse werden gespendet. Außerdem gibt es Events, bei denen Leute eingeladen werden, die über psychische Gesundheit aufklären oder ihre Geschichten erzählen.
Lob und Kritik für die Produkte
Die Menschen, die psychische Probleme haben, finden solche Aktionen tendenziell eher gut, glaubt Matthis Dierkes. Weil es dem Thema Aufmerksamkeit bringt. Es gibt aber auch Kritik, zum Beispiel an einer Schmuck-Kollektion: An den Halsketten hingen in schöner Schrift Wörter wie "depression", "bipolar" oder "anxiety". Diese Produkte würden psychische Krankheiten verniedlichen oder gar romantisieren, hieß es da.