Von der Tablette bis zum Pulver: Mit Nahrungsergänzungsmitteln versuchen wir, unsere Leistungsfähigkeit zu steigern. Ob wir das wirklich nötig haben, klären wir im Gespräch mit Sportmediziner und Leistungssportler Alexander Ide.
Alexander Ide ist Sportmediziner und selbst Leistungssportler. Seinen eigenen veganen Ernährungsplan ergänzt er hin und wieder mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin B12. "Hier und da mal, aber nicht im Übermaß", sagt er uns im Gespräch. Zahlreicher Sportler greifen allerdings immer öfter zu den kleinen Helferlein, hat auch der Sportexperte bemerkt.
"Viele Sportler und Sportlerinnen glauben, weil sie oft nicht die Zeit dazu haben, sich gesund zu ernähren, dass sie das Ganze mit Nahrungsergänzungsmitteln kompensieren können."
In den meisten Fällen rät Alex aber davon ab, sich Tabletten oder Pulver zuzuführen. Besser sei eine gesunde Ernährung. Nahrungsergänzung kann sogar kontraproduktiv sein, warnt er: "Der eine oder andere Regulations-Mechanismus im Körper kann dadurch sogar gehemmt werden", erklärt Alex. So könnten wir unserem eigentlichen Vorhaben, der Leistungssteigerung, ungewollt entgegenwirken.
Ein Beispiel: "Der Körper hat eigentlich ganz viele eigene Mechanismen, um antioxidativ oder wie das Vitamin C zu wirken", so Alex. Durch die Vitamin-Tabletten fahre der Körper den eigenen Mechanismus herunter. Vergessen wir die Tablette dann mal, ist der Körper laut Alex dann weniger gewappnet gegen Keime und Viren.
Dreck reinigt also wirklich den Magen
Sich ab und zu Vitamin B12 zuzuführen, ist seiner Ansicht nach aber trotzdem völlig okay. Denn: Das Vitamin haben wir vor vielen hunderten Jahren noch über so manchen Dreck im Essen aufgenommen. Das passiert in heutigen Zeit nicht mehr in dem Maße: "Heute wird ja alles sauber gemacht. Es darf gar kein Dreck mehr dran sein." Wenn wir dann auch noch auf Fleisch und Gemüse verzichten, fehlt uns das Vitamin im Körper.
Gleiches gilt für Vitamin D, welches mithilfe des Sonnenlicht gebildet wird, das auf unsere Haut fällt. In Deutschland haben wir viel zu wenig Sonnenlicht im Winter, sagt Alex. Weil wir ohnehin dazu neigen, zu wenig Zeit an der frischen Luft zu verbringen, sei es okay, ein bisschen nachzuhelfen.
"Von Oktober bis Ostern lohnt es sich dann, ab und zu mal Vitamin D zu nehmen."
Schadet doch nicht - oder doch?
Aber können die Mittel wirklichen Schaden hinterlassen? Alex schätzt die Wahrscheinlichkeit größerer gesundheitlicher Schäden als eher gering ein, glaubt aber, dass wir unsere Leistungsfähigkeit und unser Immunsystem schwächen. Wer hingegen kränkelt, bei dem könne nach Absprache mit dem Arzt Nahrungsergänzung unterstützend wirken. Vitamin C oder Zink könnte zum Beispiel eingenommen werden, wenn die Nase mal läuft. "Aber, wenn ich jung und gesund bin, macht eigentlich gar nichts von dem Sinn."
Und wie sieht es mit dem klassischen Eiweißshake für Sportler aus? Bevor wir uns das Pulver reinziehen, empfiehlt uns Alex einen Blick auf die sogenannte Kölner Liste, eine Plattform im Internet, wo für alle Nahrungsergänzungsmittel die Zusatzsubstanzen aufgeschlüsselt sind.
Das eigentliche Problem am gegenwärtigen Supplement-Hype sieht Alex vor allem darin, dass eine wesentliche Debatte in den Hintergrund rutscht, "dass wir uns alle besser ernähren sollten." Denn Influencer, so Alex, suggerieren uns genau das Gegenteil: "Ich habe da eine Pille, und damit geht es mir dann schnell besser." Das sieht er äußerst kritisch. In Sachen Nahrungsergänzung sollten wir uns ihm zufolge lieber von Ärztinnen und Ärzten als von Influencern und Influencerinnen beraten lassen.
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