Mediziner warnen: Geschlechtskrankheiten nehmen in Deutschland deutlich zu. Wer den Verdacht hat, sich etwas eingefangen zu haben, sollte sich testen. Das geht auch mit Selbsttests für zu Hause. Wir sagen euch, wie gut sie sind.

"Die sexuell übertragbaren Infektionen nehmen in Deutschland zu, und zwar kontinuierlich." Das hat der Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft – Gesellschaft zur Förderung der sexuellen Gesundheit, Norbert Brockmeyer, der Augsburger Allgemeinen gesagt. Allein die Syphilis-Fälle hätten sich seit der Jahrtausendwende verzehnfacht. Auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Chlamydien, Gonorrhö (Tripper), Hepatitis B und C sowie Herpes- und HP-Viren gebe es eine Zunahme.

Der Mediziner begründet das unter anderem damit, dass übers Internet einfacher schnelle Sexualkontakte zu finden seien. Außerdem meinten offenbar viele, sie müssten sich nur vor HIV schützen. Dabei kann dem Mediziner zufolge etwa eine Chlamydien-Infektion zu Unfruchtbarkeit und Tumoren führen. Deshalb plädiert Brockmeyer für mehr Aufklärung, etwa in Schulen.

Keine Scham vorm Test

Wer meint, dass sie oder er sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit angesteckt hat, sollte das auf jeden Fall medizinisch abklären lassen. Entweder in der Arztpraxis oder zu Hause. Denn es gibt inzwischen auch diverse Selbsttests, die ihr euch besorgen könnt. Mit denen ist es möglich, sich auf einzelne Krankheiten zu testen – etwa auf Tripper, Chlamydien oder Syphilis.

Tests kosten zwischen 40 und 200 Euro

Die Einzeltests kosten um die 40 Euro pro Stück, sie sind also nicht ganz günstig. Es macht also Sinn, nur bei einem konkreten Verdacht darauf zurückzugreifen. Etwa weil eine Person, mit der ihr kürzlich Sex hattet, euch mitteilt, dass sie Tripper hat. Es gibt Tests, die euch schon zu Hause das Ergebnis anzeigen – ähnlich
wie bei den Corona-Schnelltests – und solche, die ihr ins Labor schicken müsst.

Mit einigen Test-Kombinationen könnt ihr euch auch auf bis zu zehn verschiedene Erreger gleichzeitig testen. Diese Varianten kosten dann allerdings auch schon so um die 200 Euro.

"Die Selbsttests für HIV sind ganz gut. Bei Tripper und Chlamydien hängt es sehr vom Hersteller ab: Da gibt’s Gute und Schlechte."
Norbert Brockmeyer, Vorsitzender der Deutschen STI-Gesellschaft

Was die Zuverlässigkeit der Tests angeht, sind die Werte je nach Hersteller und Erreger sehr unterschiedlich, sagt Norbert Brockmeyer.

Während die Selbsttests für HIV recht gute Ergebnisse lieferten, könne der Test etwa bei Syphilis nicht unterscheiden, ob es eine frische Infektion ist oder eine, die schon zurückliegt und daher nicht mehr aktiv ist, erklärt der Mediziner. Der Test könnte also falsch positiv anzeigen. Und bei Hepatitis B könne der Test oft nicht unterscheiden, ob es sich jetzt tatsächlich um eine Infektion oder um eine gewünschte Immunantwort auf eine Impfung handelt.

Auch sonst besteht das Risiko, dass so ein Test falsch positiv oder falsch negativ ist. Gegebenenfalls müsstet ihr dann noch einen zweiten oder dritten Test machen. Das ist aber natürlich auch eine Kostenfrage, findet unsere Reporterin Julia Demann.

Bei konkretem Verdacht zahlt die Krankenkasse

Wenn ihr zum Arzt geht, kommen unter Umständen auch Kosten auf euch zu. Auch hier kommt es auf die Krankheiten an, auf die ihr euch testen lassen wollt. Ein paar Beispiele: Ein Test auf Syphilis kostet um die 20 Euro beim Arzt, ein Test auf Tripper knapp 150 Euro. Wenn ihr ein Komplettpaket möchtet, kann das über 300 Euro kosten. Wenn der Arzt oder die Ärztin allerdings einen konkreten Verdacht hat, könnt ihr den Test über die Krankenkasse abrechnen.

Hinweise: Symptome und ungeschützter Sex

Ein konkreter Verdacht besteht, wenn ihr entsprechende Symptome habt. Dazu gehören etwa:

  • Ausfluss
  • Brennen beim Wasserlassen
  • Juckreiz
  • Schmerzen beim Sex
  • Hautausschlag
  • Unterleibsschmerzen

Ein weiterer Hinweis kann sein, wenn ihr ungeschützten oder mit vielen unterschiedlichen Partner*innen Sex hattet. Allerdings liegt das auch im Ermessen des Arztes oder der Ärztin – nicht alle machen das, wenn keine Symptome da sind.

Außerdem sollte euch klar sein: Wenn das Ganze über die Krankenkasse abgerechnet wird, seid ihr nicht mehr anonym. Deshalb könnte das für einige doch der Grund sein, sich lieber zu Hause zu testen. Und das ist auch besser, als gar nichts zu machen, so der STI-Experte Norbert Brockmeyer. Man muss ja auch nicht gleich den teuersten Test mit zehn verschiedenen Erregern nehmen, meint unsere Reporterin.

"Man sollte dann aber möglichst einen Test nehmen, den man ins Labor einschicken kann und wo direkt eine ärztliche Beratung mit dabei ist, falls der positiv ausfällt. Und natürlich gilt das vor allem für Menschen, die regelmäßig wechselnde Geschlechtspartner*innen haben."
Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Außerdem gibt es Krankheiten, die häufiger vorkommen als andere. Ganz oben stehen zum Beispiel Chlamydien. Vor allem bei Männern zwischen Mitte und Ende 20 sind Chlamydien die häufigste Geschlechtskrankheit. Bei jungen Frauen wird der Test einmal im Jahr von der Krankenkasse übernommen.

Für Frauen mehr Tests als für Männer

Weitere sexuell übertragbare Infektionen, die häufig vorkommen, sind Gonorrhö (Tripper), Syphilis, HIV und Hepatitis B. Allerdings gibt es bei den Tests für Männer nicht so viel Auswahl wie bei denen für Frauen. Das muss sich noch ändern, fordern Expert*innen. Am besten informiert ihr euch in der Apotheke eures Vertrauens, welche Art von Test für euch sinnvoll ist.

Shownotes
Gesundheit
Das taugen Selbsttests für Geschlechtskrankheiten
vom 09. November 2023
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächspartnerin: 
Julia Demann, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin