Meeresbiologe Harald Benke weiß, wie das geht, Wale zerlegen. Bei den beiden gestrandeten Pottwalen auf Wangerooge ist er zwar nicht dabei, hat aber früher schon mehrfach die riesigen Meeressäuger zerlegt. Er erklärt, worauf es beim Umgang mit dem Kadaver ankommt.
350 Wale hat Harald Benke schon zerlegt - meistens kleinere Schweinswale, aber auch etwa 30 Großwale. Das sei richtig harte Arbeit, sagt der Direktor des Deutschen Meeresmuseums in Stralsund: "Man muss sich von außen nach innen durchkämpfen." Kleinere Teams von sechs oder sieben Wissenschaftlern brauchen zwei Tage, um einen Pottwal zu zerlegen. Manchmal aber sind die Teams größer, "dann sind auch Studenten dabei, wenn die sich dafür interessieren." Entsprechend schneller kann dann gearbeitet werden. "Unser Interesse ist, möglichst viel über die Biologie der Tiere zu erfahren", sagt der Meeresbiologe.
"Man muss sich von außen nach innen durchkämpfen"
Das Zerlegen ist weitgehend Handarbeit, der Einsatz von Sägen würde zu große Zerstörungen anrichten. Früher, sagt Harald Benke, wurden Walkadaver auch gesprengt - "das machen wir heute aber nicht mehr." Die Fleischreste kommen in die Tierkörperbeseitigungsanstalt, zum Essen eignen sie sich nur theoretisch: "Die Tiere sind zu stark mit Schadstoffen angereichert."
Skelette sollen ausgestellt werden
Die Skelette der beiden Pottwale sollen auf der Nordseeinsel präpariert und als Touristenattraktion behalten werden. Dafür suchen die Inselverantwortlichen jetzt Sponsoren. Ist die Finanzierung geklärt, müssen die Kadaver erst einmal zum Festland gebracht werden. Der Fundort ist mittlerweile abgesperrt, weil die toten Kolosse wegen Verwesungsgasen platzen könnten. Am Sonntag waren schon die großen Unterkiefer der beiden männlichen Tiere abgetrennt worden, um Trophäenjägern keine Chance zu bieten - die Zähne bestehen nämlich aus Elfenbein.
Pottwale sind die größten bezahnten Tiere dieser Erde. Sie können bis zu 18 Meter lang werden und bringen wiegen dann bis zu 60 Tonnen. Alleine das Gehirn dieser Meeressäuger wiegt 9,5 Kilo. Die beiden auf Wangerooge angespülten Tiere sind allerdings nicht ganz so groß: Mit 12 und 13 Metern Länge gehören sie eher zu den kleineren Pottwal-Exemplaren. Harald Benke schätzt, dass sie zwischen 20 und 30 Tonnen wiegen.