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Das Kamerasystem des neuen iPhones kann so einiges - mit einer technischen Erweiterung sogar analysieren, ob die Nutzer gerade wütend oder traurig sind. Die Werbeindustrie freut sich schon.

Seit das iPhone X auf dem Markt und bekannt ist, über welche Funktionen das neue True-Depth-Kamerasystem verfügt, befürchten Experten, dass eben diese zum Beispiel zu Werbezwecken missbraucht werden könnten. True-Depth kann sehr detailliert das Gesicht des Smartphone-Nutzers auswerten - und so auch Reaktionen und Emotionen registrieren.

Bei Einführung des neuen iPhones hatte schon Edward Snowden darauf hingewiesen: Besonders die Werbebranche könnte die Reaktionen der Nutzer auswerten, um genau zu messen, ob ihr Marketing gut ankommt.

App unterscheidet zwischen vier Gefühlszuständen

Zwar unterbindet Apple aktuell, dass Dritte die Daten aus der True-Depth-Kamera nutzen. Doch dass zumindest technisch die Analyse des Gefühlszustandes der Nutzer möglich ist, hat jetzt ein Entwicklerteam aus Kanada gezeigt: Es programmierte eine App, die die vier Gefühlszustände "wütend", "glücklich", "traurig" und "überrascht" analysiert.

Die App musste vorher trainiert werden - dazu hielten sich 100 Freiwillige das iPhone vors Gesicht, guckten wütend oder glücklich, und dieser Gefühlszustand wurde in der App vermerkt. Nach diesem Training zeigte sich, dass die Software die Gefühlslage der Nutzer mit hoher Genauigkeit erkennen konnte.

"Spannend ist meiner Ansicht nach vor allem, was in Zukunft mit dieser Technologie passiert. Ich bin mir sicher, dass sie sich verbreitet, dazu sind die Möglichkeiten für die Werbetreibenden einfach zu verführerisch."
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova

Für Unternehmen wäre ein regulärer Einsatz eines solches Systems von Interesse: Sie könnten nicht nur die Effekte ihrer Werbeaktivitäten messen, sondern diese auch auf die einzelnen Nutzer anpassen.

Viele Möglichkeiten, Gesichtserkennung zu nutzen

Gezielte Werbung ist eine Möglichkeit, die Gesichtserkennung zu nutzen. Technisch entwickelt sind aber viele weitere Systeme, zum Beispiel...

  • zur Auswertung der Gefühlslage
  • zur Identifikation und zum Bezahlen - zum Beispiel per Gesichtsscanner im Supermarkt
  • zum Öffnen von Türen. Eine App auf dem Smartphone könnte das Gesicht des Hausbewohners erkennen, die daraufhin die Tür öffnet
  • zum Erkennen von Krankheiten, zum Beispiel bei der Videotelefonie mit einem Arzt oder einer medizinischen künstlichen Intelligenz
  • zur Bestimmung der sexuellen Orientierung
  • zum Verfolgen von Straftaten, zum Beispiel, um eine gesuchte Person automatisch per Überwachungskamera an einem öffentlichen Ort zu finden

Wie immer bei solchen Techniken gilt: Sie müssen für uns keine negativen Auswirkungen haben, können aber.

Beispielsweise könnten Gesichtserkennungssysteme dafür eingesetzt werden, die sexuelle Orientierung von Menschen zu bestimmen. Weil Homosexualität in Dutzenden Ländern weltweit verboten ist, wäre das für Betroffene natürlich fatal.

Mehr zum Thema:

Shownotes
Gesichtserkennung
Wenn das Handy weiß, ob du gut drauf bist
vom 18. Januar 2018
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Martina Schulte, Deutschlandfunk Nova