Mund zu! Auf keinen Fall lächeln! Das sind die Vorgaben für biometrische Passbilder. Für die Gesichtserkennung ist das aber gar nicht so sinnvoll, zeigt eine aktuelle Studie. Denn: Wir erkennen Menschen besser, wenn sie lächeln.
Forscher der University of York haben in einer Studie gezeigt, dass wir lächelnde Menschen viel besser erkennen als solche, die nicht lächeln. Dafür, so erklärt der Neurowissenschaftler Henning Beck, haben die Wissenschaftler ihren Probanden neutrale, biometrische Gesichter gezeigt und zum Vergleich Gesichter, die lächeln.
Lächelnde Gesichter werden besser erkannt
Mit Lächeln waren die abgebildeten Personen besser zu identifizieren und von anderen zu unterscheiden, die ihnen ähnlich sahen.
"Ein Gesicht ist mehr als eine biometrisch-geometrische Collage von Einzelteilen."
Ein Gesicht sei ja mehr als nur Augenabstände oder Tränensäcke, erklärt Henning Beck das Phänomen: „Gesichter sind extrem wichtig, um Informationen zu transportieren. Das ist die urtümlichste Form aller Kommunikation.“ Und dabei sei eben nicht nur die Form des Gesichts wichtig, sondern auch die Mimik: Lächelt die Person? Und: Wie lächelt sie?
"Wir sind sehr gut darin, Gesichter zu erkennen. Aber noch besser sind wir darin zu erkennen, wie sich Gesichter verändern."
Wichtig für die Gesichtserkennung ist, so zeigt die Studie, wie stark wir lächeln: Mit zusammengepressten Lippen ist der Effekt nicht stark ausgeprägt. Sieht man beim Lächeln die Zähne, klappt es viel besser. Dabei entstehen zum Beispiel Falten, erklärt Beck, die uns beim Wiedererkennen helfen.
Verarbeitet werden diese Informationen zur Gesichtserkennung in der sogenannten Spindelwindung, dem Gyrus fusiformus, einem Areal der Großhirnrinde des Schläfenlappens, erklärt Henning Beck, und zwar meist in der rechten Gehirnhälfte.
Forscher fordern Lächeln auf Passfotos
Die Forscher schließen aus der Studie, dass es für Passkontrollen besser wäre, wenn die Menschen auf den Fotos lächeln würden. Und auch Henning Beck meint, auf Passfotos sollte gelächelt werden. Schließlich würde man in der „freien Wildbahn“ ja auch keine biometrischen Gesichter sehen.
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