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Rauchen im Auto – mit Kindern oder Schwangeren an Bord – könnte in Zukunft verboten werden. Im Bundesrat wird eine Gesetzesinitiative diskutiert, die in solchen Fällen Bußgelder bis zu 3.000 Euro vorsieht.

Wer raucht denn bitteschön noch im Auto, wenn Kinder mit drinsitzen? Diese Frage haben sich bei uns in der Redaktion viele gestellt und fühlten sich bei dem Gedanken eher an die 70er oder 80er Jahre erinnert.

Das Gesetz ist scheint aber tatsächlich nötig, sagt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum, denn jede(r) dritte Raucher(in) mit Kindern greife am Steuer oder auf dem Beifahrersitz immer noch zur Kippe. Katrin Schaller ist unter anderem Mitautorin des Tabakatlas, der einen Überblick über das Rauchen und Nichtrauchen in Deutschland gibt.

"Etwa ein Drittel der Raucher, die Kinder haben, raucht nach wie vor im Auto."
Katrin Schaller, Deutsches Krebsforschungszentrum

Etwa 800.000 Kinder würden auf diese Weise im Auto der Eltern passiv rauchen, so Katrin Schaller. Da die Kinder aber nicht nur im Auto der Eltern mitfahren, sondern auch in anderen, und da sie auch mit älteren Freunden unterwegs sind die rauchen, könne man davon ausgehen, dass etwa eine Million Kinder und Jugendliche betroffen sind.

Im Auto sei die Belastung mit schädlichen Stoffen besonders hoch, da sich der Rauch in dem kleinen Raum sehr schnell ansammelt, sagt die Expertin für Tabakkontrolle. Bei Kindern sei das dann "besonders dramatisch", weil sie zum einen schneller atmen als Erwachsene und zum anderen ihre Entgiftungssysteme noch nicht so gut arbeiten.

Konsequente Kontrollen gefordert

Die geplanten Bußgelder hält Schaller für sinnvoll. Sie plädiert aber dafür, die Umsetzung dann auch wirklich streng und konsequent zu kontrollieren.

"Maßnahmen wie Bußgelder sind nur so gut, wie sie auch kontrolliert werden."
Katrin Schaller, Deutsches Krebsforschungszentrum

Manche Raucher (und auch Nichtraucher) sagen: Mein Auto ist mein privater Raum. Katrin Schaller hält es aber für richtig, dass der Staat mit dieser Gesetzgebung ein Zeichen setzen möchte und so ausdrückt: Wir wollen Kinder schützen.

Positive Wirkung der Nichtraucherschutz-Gesetze

Insgesamt werde in Deutschland weniger geraucht im Auto als früher, sagt Katrin Schaller. Die Nichtraucherschutz-Gesetze in der Gastronomie hätten dazu geführt, dass sich die Raucher immer mehr daran gewöhnt hätten, zum Rauchen rauszugehen. Diese Gewohnheit übertrage sich dann auch auf das Rauchen zu Hause bzw. im Auto. Viele Raucher gehen vermehrt auf den Balkon oder warten auf die nächste Raststätte.

"Der Nichtraucherschutz in Deutschland könnte noch deutlich besser sein."
Katrin Schaller, Deutsches Krebsforschungszentrum

Insgesamt sei beim Nichtraucherschutz in Deutschland aber noch viel Luft nach oben, findet die Expertin. Sie fordert, die Nichtraucherschutz-Gesetze deutschlandweit nachzujustieren. In den meisten Bundesländern würden nämlich noch Ausnahmeregelungen zugelassen - insbesondere in der Gastronomie.

Noch zu viele Ausnahmen

So sei es Gaststätten-Betreibern etwa möglich, Raucherräume einzurichten oder unter bestimmten Voraussetzungen sogar die ganze Kneipe zu einer Raucherkneipe zu erklären. Bayern, Nordrhein-Westfalen und das Saarland hätten hier bereits vernünftig nachgearbeitet und würden keine Ausnahmen mehr erlauben.

Shownotes
Gesetzesinitiative zum Rauchverbot im Auto
Ein Drittel der Rauchenden mit Kindern qualmt am Steuer
vom 20. September 2019
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Katrin Schaller, Deutsches Krebsforschungszentrum