Eigentlich sind Geschenke großartig. Doch manchen Menschen fällt wahnsinnig schwer, diese Geschenke auch anzunehmen: "Das ist sehr lieb, aber danke, nein." Aber warum eigentlich sind uns Geschenke manchmal so unangenehm?
Benni Bauerdick kennt das: Der Deutschlandfunk-Nova-Reporter hat selbst so seine Probleme damit, Geschenke anzunehmen. Oder einfach auch nur die kleinen Nettigkeiten und Unterstützungsangebote, die ihm Freunde immer wieder machen. Zum Beispiel hat er kein eigenes Auto, versucht alles mit der Bahn zu erledigen – und lehnt das Angebot der Freunde ab, ihr Auto zu leihen.
Geschenke annehmen fühlt sich für manche nach Schwäche an
Dabei ist es immer auch davon abhängig, vom wem wir eigentlich das Geschenk oder das Hilfsangebot bekommen. "Es gibt Schenkende die das überhaupt nicht auslösen, weil man aus Erfahrung weiß, dass sie keine Gegenleistung erwarten", erklärt der Psychologe Holger Schlageter aus Wiesbaden. Vom besten Freund nimmt man also immer gerne etwas an. Von den Eltern auch – meistens jedenfalls.
"Wenn ich Hilfe annehmen, dann bin ich ja der Schwache. Also einem Starken muss nicht geholfen werden.
Bei einem Geschenk von entfernten Bekannten oder gar Fremden sieht das schon ganz anders aus. Da spielt die Angst mit, dass wir Schwäche zeigen, eben weil wir Hilfe annehmen, so Holger Schlageter: "Hilfe anzunehmen ist immer verbunden mit einer Hilfsbedürftigkeit." Da spiele auch oft ein schwaches Selbstwertgefühl mit.
Geschenke verursachen Bringschuld
Wer selbstbewusst ist und mit sich selbst im Reinen, könne Geschenke ohne Probleme annehmen, sagt der Psychologe: Er oder sie freut sich und fertig. Andere grübeln darüber nach, wie wertvoll denn das Geschenk wohl war – um sich mit einem ähnlich teuren Geschenk zu revanchieren. Das sind gelernte Konventionen. "Das setzt einen unter Zugzwang", sagt Holger Schlageter, "und diesen Zugzwang möchten diese Menschen nicht".
"Schwach zu sein und Hilfe zu bekommen, ist ja was wunderbares. Das ist ja eine tolle Erfahrung, die Vertrauen stärkt."
Dabei ist es etwas Gutes, ab und an Geschenke oder Hilfe anzunehmen, egal von wem: Die Beziehung zwischen Schenker und Beschenkten wird stärker. Nur wer immer hilflos sei, andauernd, fühle sich schließlich schwach, sagt Holger Schlageter. "Das ist etwas, was auf Dauer klein macht. Und dem Selbstwertgefühl sehr abträglich ist."
Für Deutschlandfunk-Nova-Reporter Benni Bauerdick ist jedenfalls klar, dass er in Zukunft auch mal Hilfe und Geschenke annehmen möchte. Auch wenn es nur um das geliehene Auto geht.
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