Was wir als angenehmen Duft empfinden, hängt viel von unserer Kultur und Erziehung ab – das dachte man bisher. Eine neue Studie zeigt nun aber, dass wir weltweit Dinge gleich angenehm oder unangenehm empfinden.
Für Neurowissenschaftler Henning Beck ist der Geruchssinn der faszinierendste Sinn, den wir Menschen besitzen. Bislang war aber noch unklar, woran es genau liegt, ob wir einen Duft als angenehm oder unangenehm empfinden. Das Ergebnis einer neuen Studie gibt darauf eine Antwort: Gerüche sind kulturell nicht sehr stark geprägt. Bedeutet: Welchen Geruch Menschen als angenehm oder abstoßend wahrnehmen, ist unabhängig von einer Kultur oder Erziehung, sondern eine angeborene Reaktion.
"Welchen Geruch Menschen angenehm empfinden, ist unabhängig davon, wo man lebt. Auch eklige Gerüche sind eher angeboren und nicht anerzogen."
Dafür haben die Forschenden verschiedenste indigene Populationen auf der ganzen Welt aufgesucht und ihnen unterschiedliche Duftproben gegeben. Die Völker, die sich sehr stark voneinander unterschieden und auch teilweise sehr isoliert lebten, haben dennoch ähnliche Düfte als angenehm oder unangenehm empfunden. Als besonders angenehm empfanden beispielsweise alle den Duft von Vanille.
"Offenbar scheint die Geruchsverarbeitung im Gehirn universeller zu sein als man dachte."
Allerdings kann die Erziehung oder der kulturelle Einfluss ganz grob nachjustieren, was wir gut oder eklig finden. Beispiel: Wenn Deutsche ein Mettbrötchen essen, dann ist dieser Geruch für manch andere Kultur vielleicht nicht so attraktiv, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck.
Superpower Geruchssinn
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie wir Dinge wahrnehmen: Schauen wir ein Bild an, können wir uns entweder auf ein Detail konzentrieren oder das Gesamtbild auf uns wirken lassen.
Beim Geruchssinn können wir aber beides tun. Unser Gehirn kann switchen zwischen dem Fokussieren auf einen bestimmten Teil eines Geruchs und dem Gesamteindruck. So kann ein Geruch auch unterbewusst weiterverarbeitet werden.
"Der Geruchssinn ist nicht wie andere Sinne. Der Geruchssinn ist besonders."
Jeder Geruch ist also auch mit einer Emotion verbunden und wird dementsprechend individuell verarbeitet, erklärt Henning Beck. Und das ist eben laut neuesten Studienergebnissen angeboren und nicht erlernt.
Evolutionsbedingter Schutz
Auch evolutionsbedingt ist es von Vorteil, dass unser Geruchssinn im Gehirn robuster verarbeitet wird als andere Sinne. Denn stehen wir beispielsweise inmitten von Abgasen, empfinden wir diese alle als eklig – ein Warnsignal, dass es auch giftig und damit gefährlich für uns sein könnte.