Die Welt ist voller Geräusche, sie sind immer da und sie beeinflussen unsere Wahrnehmung und unser Wohlbefinden. Unsere Reporterin Rebekka Endler hat sich mit Psychoakustik beschäftigt und der Frage, warum wir manche Geräusche mögen und andere nicht.
Unsere Welt ist nie leise, auch nicht ganz am Anfang. Das fängt schon im Mutterbauch an: Ab dem siebten Schwangerschaftsmonat kann ein Baby hören - den Herzschlag der Mutter, Darmgeräusche und wahrscheinlich auch Stimmen von außen durch die Bauchdecke hindurch.
Früher wurden Babys beruhigt, indem man sie angeföhnt oder sie unter die Lüftung gelegt hat. Oder man ist stundenlang mit ihnen im Auto durch die Gegend gefahren. Heute gibt es dafür auch Apps oder Youtube-Videos.
Hans Hansen ist Physiker und Psychoakustiker am Schalllabor Hamburg. Sein Beruf ist es, den Sound von Produkten zu optimieren, die uns umgeben. Bei einem Föhn oder einer Lok auf Youtube passiert bis auf das Geräusch eigentlich nichts, sagt Hans Hansen. Was uns Menschen daran aber beruhigt ist, wenn Geräusche keine Informationen tragen.
Ich glaube, was Menschen beruhigt, ist, wenn Geräusche keine Informationen tragen.
Dann kann es sogar passieren, dass man vergisst, dass man überhaupt was hört. Jahrelang hat unsere Reporterin Rebekka Endler neben der Schallschutzmauer einer Autobahn gewohnt. "Aber immer nur, wenn wir Besuch hatten, der dann sagte "krass", ist mir das wieder aufgefallen", sagt sie.
Geräuschlosigkeit gibt es in der Natur nicht
Neurologisch funktioniert die Informationsverarbeitung aus dem Ohr auf zwei Ebenen: Die eine ist kognitiv - also alles, was wir bewusst im Gehirn registrieren. Die andere Bahn verarbeitet akustische Reize viel unmittelbarer, basaler und löst beispielsweise Fluchtreflexe aus. "Das Ohr ist quasi unser Auge, das in alle Richtungen gucken kann. Ursprünglich ist das Ohr dafür da, wachsam zu sein", sagt der Psychoakustiker.
Was sich für den Einzelnen von uns gut anhört, ist dabei so individuell, wie die Menschen unterschiedlich sind. Und es kommt auf den Kontext an: Wer schlafen will, der kann auch von einem eigentlich schönen Vogelgezwitscher genervt sein.
"Bei der Angenehmheit von Geräuschen kommt es immer auf den Kontext an. Wenn man ausschlafen will und die Vögel anfangen zu piepen, dann kann man auch von Naturgeräuschen äußerst genervt sein."
Der Mensch ist immer von Geräuschen umgeben, Geräuschlosigkeit kommt in der Natur eigentlich nie vor. Deswegen haben Menschen Räume entwickelt, die nahezu geräuschtot sind. Dort testen Psychoakustiker wie Herr Hansen die Sounds ihrer Produkte.
"Ich selbst habe das in einem psychoakustischen Experiment erlebt, durch den kompletten Mangel an Schall kommt es dann so quasi zu einer Art Halluzination."
Der stillste Ort der Erde liegt im US-Staat Minnesota. In einem Raum der Firma Orfield Laboratories werden 99,99% aller Geräusche absorbiert und das kann das Gehirn verwirren. Ein kompletter Mangel an Schall kann zu Halluzinationen führen.
Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de