Der Klimawandel zeigt, wie die Menschen die Erde verändern. Wissenschaftshistoriker Jürgen Renn erklärt in seinem Vortrag, warum wir die Antworten auf die Klimakrise nur interdisziplinär finden können.
Erderwärmung und Biodiversitätsverlust verändern die Erde in noch unbekanntem Ausmaß. Wie kann sich die Menschheit an die Veränderungen anpassen und was müssen wir jetzt tun, um sie noch einzudämmen?
Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir interdisziplinär arbeiten, sagt Jürgen Renn. Er ist Wissenschaftshistoriker und Direktor des neuen Max-Plank-Instituts für Geoanthropologie.
"Es ist ein dramatischer Wandel, der auch erdgeschichtlich ein Novum ist. Nicht nur weil die Anomalien so stark zunehmen, sondern auch, weil das alles so schnell geschieht."
Geoanthropologie ist eine neue Disziplin, die die Perspektiven der Naturwissenschaften, der Geistes- und Sozialwissenschaften zusammenführt, um das Erdsystem besser zu verstehen. "Denn wir verstehen das Erdsystem noch gar nicht gut genug, um auf das System so einwirken zu können, dass wir die Folgen wirklich sicher absehen können", sagt Jürgen Renn.
Das Zusammenspiel der Erdsphären besser verstehen
Die Geoanthropologie will verstehen, wie die verschiedenen Sphären der Erde – also Atmosphäre, Hydrosphäre, Biosphäre und weitere – ineinanderwirken und wie der Mensch dieses System verändert.
Die Technosphäre umfasst alle von Menschen gemachten Dinge, sie wiegt mittlerweile mehr als die Gesamtheit aller Tiere und Pflanzen. Diese Sphäre müssen wir als Teil des Erdsystems begreifen, sagt Jürgen Renn. Der Wissenschaftshistoriker erklärt in seinem Vortrag, wie die Technosphäre auf die anderen Erdsphären einwirkt.
"Die große Beschleunigung wird sicherlich zu einem Kollaps führen. Die Ressourcen des Planeten sind endlich, wir können nicht auf ewig in einer Wachstumsdynamik verbleiben."
Jürgen Renn ist Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin und am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena. Der Vortrag von Jürgen Renn heißt "Geoanthropologie: Eine Wissenschaft für die Herausforderungen des Anthropozäns", den er am 13. Mai 2023 beim Salon Sophie Charlotte der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gehalten hat.